Wir bringen die Bibel ins Gespräch

Casitas Bíblicas («Bibelhäuschen»): Bibelarbeit für Frieden in Kolumbien   

Solidaritätsprojekt 2015/16 des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks

Die Projektbeschreibung als pdf: Projektbeschreibung Bibelhäuschen

Höchste Gesamtspendensumme erreicht (s. Information ganz unten)

Januar 2015 Rundbrief Nr. 1 Casitas Bíblicas

März 2016 Rundbrief Nr. 2 Casitas Bíblicas

Dezember 2016 Rundbrief Nr. 3 Casitas Bíblicas

September 2017 Rundbrief Nr. 4 Casitas Bíblicas

Kolumbien und sein langer Weg zum Frieden

2016 soll für Kolumbien das Jahr der grossen Wende werden. Nach mehr als einem halben Jahrhundert bewaffneten Konflikts zwischen der Regierung und der Guerillaorganisation Farc, in dem 220 000 Menschen getötet wurden und Millionen aus ihren Heimatdörfern fliehen mussten, soll im März eine Friedensvereinbarung unterzeichnet werden. Zweifellos: ein ganz wichtiger Schritt. Doch der Friede kann nicht einfach mit einer Unterschrift vereinbart und nach über 50 Jahren hergezaubert werden. Zu viel Leid und Verlust haben die Menschen erlebt, und immer wieder wurden Hoffnungen in den Wind geschlagen. Und auch in den Grossstädten wie Bogotá, wo ein hohes Mass an Kriminalität und Misstrauen herrscht, entsteht Friede nicht von heute auf morgen.

Casitas Bíblicas ist eine Organisation, die seit über 20 Jahren eine Kultur des Vertrauens, der Achtsamkeit und der solidarischen Gemeinschaft lebt und somit entscheidend zum Frieden beiträgt.

Ein Umfeld mit vielen Herausforderungen

Die wohlhabenden Quartiere der Hauptstadt Kolumbiens liegen im Norden, die ärmeren im Süden der 8-Millionen-Stadt. Das Gefälle ist augenfällig. Tagtäglich fahren tausende Menschen in vollgestopften Bussen aus dem südlichen Stadtgürtel in den Norden zur Arbeit, was ein extrem hohes Verkehrsaufkommen, Smog und bei einem zweistündigen Arbeitsweg Stress und Unzufriedenheit verursacht. So nehmen auch manche Frauen und Männer der Quartiere Palermo Sur, Diana Turbay und San Agustín, wo Casitas Bíblicas tätig ist, diese Last auf sich – «froh», dass sie zumindest eine Arbeit haben.

In den drei Quartieren gibt es viele kleine Geschäfte, Strassenhändler, Restaurants und eine Menge Leben. Aufgrund u.a. der hohen Arbeitslosigkeit, der tiefen Löhne und der mangelnden Zukunftsaussichten gibt es aber auch Diebstähle, Überfälle, Kriminalität unter Jugendbanden, häusliche Gewalt und Drogenhandel. Grosses Misstrauen ist spürbar und man ist sehr zurückhaltend, persönliche Informationen Preis zu geben.

Kraft aus der Bibel

Den Menschen von Casitas gelingt es, eine Alternative zu leben. Sie treffen sich wöchentlich in kleinen Hausgemeinschaften – «Bibelhäuschen» eben –, um gemeinsam die Heilige Schrift zu lesen, sie auf ihr Leben zu beziehen und aus ihr Kraft zu schöpfen. «Vida-Biblia-Vida» (Leben-Bibel-Leben) heisst die Methode. Es geht darum, zunächst das Leben mit seinen freudigen und schwierigen Seiten in Gemeinschaft zu teilen, daraus Fragen an die biblischen Texte zu stellen um dann wiederum zum Leben zurückzukehren und gestärkt weiter zu gehen.

Es herrscht ein Klima des Vertrauens, der gegenseitigen Sorge und Unterstützung. Es wird gefeiert und gebetet, gelacht und geweint. Je nach Casita – es gibt Kinder-, Jugend- und Familien-Casitas – wird methodisch unterschiedlich gearbeitet. Einmal monatlich treffen sich Teilnehmende aller Casitas zur Bibelschule «Escuela Bíblica», um Texte zu vertiefen und die Treffen des nächsten Monats vorzubereiten.

Grosse Ausstrahlung

Auf dem langjährigen Weg der gemeinschaftlichen Bibellektüre ist das Bedürfnis gewachsen, sich in verschiedensten Lebensbereichen zu engagieren. So wurden z.B. die Menschen für das Thema der Sorge zur Umwelt sensibilisiert: Es entstanden Dachgärten und es wurden Workshops zum Thema der gesunden Ernährung und des sinnvollen Recyclings organisiert. Das Thema der Gleichberechtigung von Frau und Mann wurde ins Zentrum gerückt, was in einer extrem männerdominierten Gesellschaft, die nicht selten Gewalt gegen Frauen auslöst, sehr dringend ist und oft aneckt. Durch das Leiden, die Sorgen und den Stress, den viele Menschen täglich erleben, gewann das Thema des achtsamen Umgangs mit dem eigenen Leben und Körper an Bedeutung: Es entstanden Meditations- oder Aerobic-Gruppen und einige Teilnehmende von Casitas konnten sich methodisch so weiterbilden, dass sie über die Körperarbeit auch mit Gruppen von Menschen arbeiten können, die extreme Erfahrungen von Gewalt erlebt haben. Ein weiterer Bereich ist die Kunst: Vor allem Kinder und Jugendliche können durch Musik, Tanz, Theater und Malerei ihren Anliegen und Träumen Ausdruck geben.

Vor vier Jahren hat Casitas ein kleines Zentrum gebaut. Das macht die «Bibelhäuschen» in Bogotá auch öffentlich sichtbar und ermöglicht es, die Angebote auszubauen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Kolumbien steht nicht am Ende eines Friedensprozesses, sondern am Anfang. Der Weg zu einem Frieden ist noch lang. Casitas Bíblicas kann dank Ihrer Spende auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag auf diesem Weg leisten.

Andrea und Flavio Moresino-Zipper als Fachpersonen in Bogotá

Casitas Bíblicas wird von einem lokalen Team geleitet. Daneben sind aber seit Sommer 2014 auch Andrea und Flavio Moresino-Zipper mit ihren beiden Söhnen in einem Personaleinsatz mit COMUNDO/Bethlehem Mission Immensee in Bogotá. Andrea war bis zu ihrer Ausreise Mitglied im Diözesanvorstand Deutschfreiburg und im Zentralvorstand des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks, Flavio hat bei Missio Schweiz gearbeitet. Wir freuen uns deshalb besonders, Ihnen in diesem Jahr ein Projekt empfehlen zu können, zu dem wir persönliche Verbindungen haben. Wer den Rundbrief von Andrea & Flavio erhalten möchte, kann sich bei
a.moresino@gmail.com melden.

Ihre Spende hilft doppelt

Mit Ihrer Spende für unser diesjähriges Solidaritätsprojekt unterstützen Sie zunächst die friedensstiftende Bibelarbeit von Casitas Bíblicas in Kolumbien – und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die Chancen auf Frieden so gross sind wie schon lange nicht mehr. Darüber hinaus fördern Sie aber auch die Bibelarbeit in der Schweiz, denn Andrea und Flavio werden ihre Erfahrungen aus Kolumbien nach ihrer Rückkehr auch in der Kirche und Bibelpastoral bei uns einbringen – und hoffentlich auch wieder beim Schweizerischen Katholischen Bibelwerk! Ihre Spende hilft damit gleich doppelt: Sie stärkt Hoffnung in einem von Krieg und Gewalt traumatisierten Umfeld. Und sie fördert kreative Impulse für eine lebensnahe Bibelpastoral in der Schweiz. Für die zweckdienliche und effiziente Verwendung Ihrer Spende garantiert COMUNDO/Bethlehem Mission Immensee, die den Personaleinsatz von Andrea & Flavio organisiert.

 

Wer das Projekt weiterhin unterstützen möchte, möge die Spenden direkt an Comundo zustellen.

Unser Spendenkonto wurde abgeschlossen.

 

 

Das Solidaritätsprojekt für Casitas Bíblicas haben wir ausserordentlich erst Ende Januar 2017 abgeschlossen, da bis zu diesem Zeitpunkt noch mehrere grössere Spenden angekündigt waren. Dies war nicht zuletzt einer persönlichen Bekanntschaft mit Andrea Moresino Zipper (früher Mitglied im Diözesanvorstand Deutschfreiburg und Zentralvorstand des SKB) sowie Flavio Moresino (früher missio Schweiz) zu verdanken, die viele Einzelpersonen und Pfarreien zu Spenden animiert hat. Wir konnten deshalb CHF 11000 an das Projekt in Kolumbien direkt und CHF 13'010.15 an COMUNDO überweisen, das den Personaleinsatz von Andrea & Flavio Moresino Zipper in Bogotà finanziert. Der Gesamtbetrag von CHF 24'010.15 ist die höchste Gesamtspendensumme, die jemals für ein Solidaritätsprojekt des SKB erzielt werden konnte. Wir bedanken uns bei allen Spenderinnen und Spendern ganz herzlich für diese grosszügige Unterstützung, auch im Namen von Andrea und Flavio Moresino Zipper!

 

 

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