Wir beraten

«Es ist ganz einfach...» Modell zur biblischen Beseelung der Pastoral   

Artikel in der Linzer Bibelsaat (Publikation des Bibelwerkes Linz/Österreich)

Es ist ganz einfach: Die Bibel nicht zusätzlich zu allem anderen, was zum Leben in einer Pfarre gehört, sondern als biblische Beseelung der gesamten Pastoral. Also nicht einen Bibelabend oder einen Bibelkurs in der Fastenzeit oder im Advent neben all dem, was eh schon läuft, sondern im Pfarreileben Räume schaffen, damit Bibelgeschichten und Lebensgeschichten sich begegnen können: in der Probe des Kirchenchors, in der Sitzung des Pfarreirates, in der Erstkommunionvorbereitung, im Firm-Lager, in den Treffen der Diakonie- und der Lektorengruppe und vor allem und immer wieder: innerhalb der Zusammenkünfte der Pfarrverantwortlichen und Seelsorgenden.
Auch das klingt ganz einfach, ist es aber schon nicht mehr: Bei uns anfangen. Nicht fragen: Wie können wir möglichst viele Menschen erreichen? Was brauchen die anderen? Sondern: Welcher Bibeltext trägt und nährt mich in meinem Leben und in meinem Glauben? Und das miteinander teilen. Auch und gerade unter Kolleginnen und Kollegen.
Es funktioniert: Wir vom Schweizerischen Katholischen Bibelwerk haben es gemeinsam mit der katholischen Pfarrei St. Stephan in Therwil bei Basel und der reformierten Gemeinde dort über ein Jahr lang ausprobiert. Es hat funktioniert. Sicher weniger spektakulär als ein grosser Bibel-Event gewesen wäre. Aber in den Kreisen der Verantwortlichen wurde erlebbar: Mein Leben und Glauben und meine Erfahrungen in der Pfarrei, die sind mit den Erfahrungen, die in der Bibel beschrieben und gedeutet werden, ganz eng verbunden. Die Distanz zwischen Therwil und Jerusalem schrumpfte zusehends. Wir teilten Glaubenserfahrungen. So sind wir Kirche.
Es ist ein Modell: Wir verstehen unser Projekt als Modell, das zur kreativen Nachahmung dient. Wir haben unsere Erfahrungen dokumentiert und in einer Broschüre veröffentlicht. (Mehr dazu: www.bibelwerk.ch/d/m75178 ). Wir wollen andere – Sie! – damit ansprechen und anregen. Ausgehend von den Bibeltexten, die uns bedeutsam sind und die deswegen im Modellprojekt besonders wichtig geworden sind, fragen wir Sie nach Ihren Erfahrungen. Laden wir Sie zum Austausch ein. Bieten wir Ihnen Modelle, die Sie sich für Ihr Umfeld aneignen können.
Es ist multimedial: Wir haben die Broschüre möglichst knapp gehalten (60 Seiten). Dafür haben wir auf unserer Homepage alles bereit gestellt, was wir sonst noch haben: Hintergründe zum Projekt, die bis zur Bischofssynode in Rom 2008 reichen, detaillierte Bibelarbeiten und Unterrichtsentwürfe, Presseartikel, die das Anliegen in die Öffentlichkeit bringen… Diese Seite wird laufend ergänzt und aktualisiert und findet sich hier: www.bibelwerk.ch/d/m6774
Wir nutzen auch die neuen Medien, die Social Media. Wir haben auf Facebook eine Gruppe gegründet, in der Mitglied werden kann, wer sich über Erfahrungen mit der biblischen Beseelung austauschen und – auch auf Facebook – bei sich damit beginnen möchte. Dazu führen wir regelmässig Bibliologe auf Facebook durch. Momentan besteht die Gruppe aus 169 Mitgliedern. Wenn Sie mitmachen wollen, brauchen Sie ein eigenes Facebook-Profil und müssen Freund oder Freundin von Maria von Magdala werden. Denn bei ihr, unserer Patronin der Bibelpastoral, ist die Gruppe beheimatet. Sie finden sie unter www.facebook.com/Magdala.Maria. Stellen Sie eine Freundschaftsanfrage.
Es ist der Wurm drin: Das kommt durch ein anderes Projekt, das zufällig ebenfalls in Therwil stattfand, ein Forschungsprojekt zum ökologischen Landbau. Es zeigt:  Regenwürmer sind ein Segen für den Boden, die Pflanzen, die Tiere und die Menschen. Sie lockern Verkrustetes, sorgen dafür, dass Nährendes besser fliesst und erleichtern die Verbindung zu den Wurzeln. So wurden uns die Würmer zum Modell für biblische Beseelung. Wenn wir ihrem Tun folgen und tiefer graben, stossen wir sogar in der Bibel auf einen Wurm. Im Buch Jona wird von Gottes Seelsorge an Jona berichtet und es heisst: «… da schickte Gott einen Wurm» (4,7). Der Wurm ist also seelsorgerlicher Mitarbeiter Gottes.

Peter Zürn