Wir beraten

«Erzähl mir was» – Die Erstkommunion   

Ein Teilprojekt zur biblischen Beseelung der Pastoral

Vorüberlegungen und Ziele, Vorgehen und Methoden

Die Erstkommunion bildet jedes Jahr ein wesentliches Feld der Gemeindepastoral. 2010/2011 war sie in besonderer Weise biblisch ausgerichtet, angeregt und inspiriert vom Projekt «Biblisches umgeSETZT». Die Vorbereitung und Gestaltung der Erstkommunion unter dem Titel «Erzähl mir was!» war ein vielfältiger Prozess zwischen dem 1. Advent und dem Weissen Sonntag: mit Planungstreffen, Gottesdiensten, Treffen der Gesamtgruppe von 39 Kindern, Gruppenarbeit, Begegnungen mit Eltern, Grosseltern, Patinnen und Paten  u.v.m. Die Wahl der biblischen Begleitfiguren Mirjam und David wirkte bis in die Gestaltung der Weihnachtskrippe in der Kirche St. Stephan hinein – Mirjam und David gehörten zu den Figuren, die sich an der Krippe einfanden. Hauptverantwortlich waren die Gemeindeleiterin Elke Kreiselmeyer und die Katechetin Silvia Sahli. In den Treffen der Begleitgruppe wurde immer wieder aus dem laufenden Prozess berichtet.

Einzelne Elemente der Vorbereitungsphase:

Gottesdienst zur Eröffnung mit den Geschichten von Mirjam und David
Brief an die Grosseltern, die Patinnen und Paten
Erstkommunionfeier am Weissen Sonntag

Das gesamte Geschehen rund um die Erstkommunion lässt sich hier nicht darstellen. Elke Kreiselmeyer fasst ihre Erfahrungen zusammen und macht dabei vor allem die neun Drachmen deutlich sichtbar:

«Wie gegenwärtig und präsent «Gott» in so vielen Biographien ist und wirkt, geglaubt und gelebt wird! Mein schönstes Beispiel dafür ist unsere derzeitig stattfindende Erstkommunionvorbereitung. Angeregt durch unser Jahresprojekt «Biblisches umgesetzt» lautet in diesem Jahr das Thema des fünfmonatigen Vorbereitungsweges «Erzähl mir was!». Gemeinsam mit 39 quicklebendigen 9- und 10jährigen Kindern fragen wir nach der Bedeutung von Geschichten für unser Leben. Von Pippi Langstrumpf bis zu den Drei Fragezeichen können die Kinder sehr genau beschreiben, warum sie ihre Heldinnen und Helden so sehr lieben.
Mirijam, die kluge und mutige Schwester des Mose und David, der tapfere Kämpfer und talentierte Musiker aus dem Ersten Testament begleiten dabei unseren Weg. Am Beginn der Kommunionvorbereitung haben wir allen Kindern ein leeres Tagebuch geschenkt, kostbar verziert von den Kommunionkindern des letzten Jahrgangs – gleich mittelalterlichen Handschriften. Und wir haben im Eröffnungsgottesdienst Grosseltern, Göttis und Gotten eingeladen, ihrem Kommunionkind in dieses Tagebuch hinein eine Geschichte zu schreiben, die sie ihm gerne mitgeben würden auf seinen Lebensweg. Ähnlich wie uns von unseren Ahninnen und Ahnen die biblischen Geschichten lange mündlich und schliesslich auch schriftlich weitererzählt wurden. Schon beim ersten Kommunionnachmittag staunten meine Kollegin Frau Silvia Sahli, Katechetin unserer Pfarrei und ich nicht schlecht, wie viele Seiten da bereits kurz nach Weihnachten gefüllt worden waren. Stolz zeigten uns die Kinder, was ihre Oma, ihr Opa, ihre Gotte oder ihr Götti ihnen aufgeschrieben, gemalt, geklebt und gestaltet hatten.
Ich mache es kurz: Wir beide hatten beim Lesen und Blättern Tränen in den Augen. Bei mir waren es auch reuevolle Tränen, ertappe ich mich doch selbst manchmal bei dem stummen Vorwurf, «die Leute heute hätten keinen Bezug mehr zum Glauben», nur weil sie vielleicht nicht mehr so gehorsam wie in früheren Zeiten Sonntag für Sonntag in die Gottesdienste traben, die ich so sorgfältig vorbereite. Wie eitel!
An jenem Nachmittag habe ich einmal mehr meine eigene Metanoia erlebt, war doch auf jeder Seite der Tagebücher der tiefe Glaube, das grosse Gottvertrauen jüngerer und älterer Menschen zu spüren, die Liebe zu ihrem Grosskind oder Patenkind und der ungebrochen grosse Wunsch nach Gottes Segen für das junge Menschenkind.
«Danach aber wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgiesse über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen. Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgiessen in jenen Tagen.» – An diese Stelle im 3. Kapitel des Buch des Propheten Joel habe ich gedacht, als ich die Tagebücher las.
Da ist mehr Glaube und Vertrauen im Volk Gottes zu finden, als wir dachten, wenn wir uns nur die Mühe machen, das zu tun, was in meinen Augen unsere genuine Aufgabe ist: Dem Volk Gottes Räume eröffnen, wo es sich seiner Hoffnung bewusst werden kann. Gelegenheiten schaffen, dem Geist Gottes, der in ihnen allen lebt, zu begegnen und so gestärkt den Alltag zu bestreiten. Dazu sind wir berufen.

(Auszug aus einem Artikel in «Kirche heute», dem Pfarrblatt von St. Stephan. Hier der Text im Wortlaut