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Strenge Clubregeln (Teil 2)   

Textblatt zum Unterrichtsprojekt «Stephanus»

Später am Abend redet Marlene nochmal mit ihrer Mutter über den Tierfreunde-Club. Die Mutter frägt: «Was sind denn eigentlich diese Club-Regeln, die Sofie angeblich nicht eingehalten hat?» Marlene zählt sie auf: «Jeder muss Tiere gern haben und muss irgendwas Gutes für Tiere machen. Tim und Mia sind zum Beispiel im Zolli-Kinder-Team, die helfen oft im Zolli beim Tiere-Pflegen und Kathrin wohnt auf dem Bauernhof. Ja, und Lukas und ich haben unsere Haustiere, zu den wir schauen.»
«Und Sofie? Was macht sie Gutes für Tiere?» frägt die Mutter.
«Sofie geht jeden Tag mit dem Hund ihrer Nachbarin Gassi», antwortet Marlene.

Ein paar Tage lang hört Marlenes Mutter nichts mehr von Lukas, Marlene und ihrem Streit über ihren Tierfreunde-Club. Doch dann kommt Lukas zu Besuch.

«Hallo Lukas. Wie geht»«˜s?» fragt Marlenes Mutter. «Ganz gut», erzählt Lukas. «Wir hatten gestern ein Treffen mit unserem Tierfreunde-Club. Und da haben wir die ganze Sache mit Sofie besprochen.»
«Und wie war»«˜s?» fragt die Mutter, «Habt ihr euren Streit lösen können?»
Marlene beginnt zu erzählen: «Zuerst war es ganz übel. Christian und Lukas haben gleich über Sofie losgeschimpft und haben sie gar nicht zu Wort kommen lassen. Und Christian hat sie sogar noch ausgelacht… Aber zum Glück hat sich Sofie auf das Treffen vorbereitet und dann hat sie all ihren Mut genommen und losgelegt. Sie hat eine richtige Rede gehalten. Da waren sie alle mucksmäuschenstill! Das hättest du sehen sollen, Mama!»
«Was hat sie denn gesagt?» fragt die Mutter.
«Sie hat uns gefragt, was wichtiger ist: alle Tiere gern zu haben oder für ein paar Tiere Gutes zu tun. … und dann hat sie noch gefragt, ob wir denn selber alle Tiere gleich gern haben oder ob wir Lieblingstiere haben», berichtet Lukas.
«Und da haben wir gemerkt, dass wir alle Tiere haben, die wir lieber mögen als andere», erzählt Marlene weiter, «und dass alle mindestens ein Tier haben, dass sie nicht so mögen. Das war echt spannend. Ich hab nämlich noch gar nicht gewusst, dass dein Lieblingstier das Seepferdchen ist, Lukas. Und das allerbeste ist: Sofie bleibt in unserem Tierfreunde-Club und niemand will sie mehr ausschliessen.»
«Dann habt ihr es ja besser gelöst als die Menschen damals in Jerusalem!» meint Marlenes Mutter. «Wollt ihr eigentlich noch den Schluss der Geschichte von Stephanus hören? Ich konnte euch ja den Schluss noch gar nicht erzählen, weil Marlene davon gesprungen ist.»
«Au ja!» rufen beide.
«Also: Stephanus hat seine Rede gehalten, aber die anderen haben ihm gar nicht richtig zugehört. Vielleicht wollten sie ihn auch gar nicht verstehen. Und die Worte von Stephanus waren sehr provozierend. Er meinte, Gott brauche kein Haus und keinen Tempel, weil der Himmel Gottes Thron und die Erde der Schemel für seine Füsse sei. Das war eigentlich nichts Neues für die Juden. Der Prophet Jesaja hatte das schon lange zuvor gesagt. Jedenfalls gab es am Ende seiner Rede einen ziemlichen Tumult. Alle waren total aufgebracht und knirschten mit den Zähnen. Und dann sagte Stephanus noch, dass er den Himmel offen sehe und Jesus zur Rechten Gottes. Das hat sie noch mehr in Rage gebracht. Sie trieben Stephanus zur Stadt hinaus und steinigten ihn.»
«Das ist ja voll schlimm», meint Lukas nachdenklich.
«Ja, seine ganze Klugheit und sein Mut haben Stephanus nichts geholfen. Das ist schlimm! Umso besser ist es, dass Sofie für ihren Mut belohnt worden ist, dass ihr Sofie zugehört habt und ihr so euren Streit im Guten habt lösen können», antwortet Marlenes Mutter.