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Biblisches umgeSETZT: Jerusalem in Therwil   

Jerusalem, der Platz am Wassertor, liegt in Therwil Baselland. Am 27.02.2010 versammeln sich dort 7 Menschen. Sie bilden die Begleitgruppe des Projektes Biblisches umgeSETZT. Die Mitglieder dieser Gruppe haben jeweils einen Bibeltext mitgebracht. Einen Text, der sie nährt, trägt, herausfordert, anregt, in Bewegung bringt...

Der Platz am Wassertor in Jerusalem ist Schauplatz einer biblischen Geschichte. Sie erzählt, wie es anfing mit dem Volk/der Religion, das eine Schrift ins Zentrum stellt und zum Volk des Buches wird. Die Geschichte verdichtet auf einen Ort und einen Moment, was sich über einen längeren Zeitraum an verschiedenen Orten ereignet hat.

Bibeltext lesen:
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Diesen Text hat Peter Zürn mitgebracht. Hier findet er ein Bild dafür, wie die Bibel gelesen werden sollte: Zusammen mit vielen Menschen; so dass die, die mehr wissen, den anderen zum besseren Verstehen dienen; laut und öffentlich; so, dass die Worte Menschen berühren und Menschen sich von ihnen berühren lassen können; so, dass Menschen zu feiern und zu teilen beginnen.

Auf dem Platz am Wassertor in Therwil teilen Menschen ihre Zugänge zu biblischen Geschichten:

Barbara Felder hat ein Streitgespräch zwischen Jesus und der Gruppe der Sadduzäer mitgebracht. Es geht darum, ob es die Auferstehung der Toten gibt und wenn ja, wie wir uns die vorstellen können.

Bibeltext lesen:
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Das Bild, das Jesus von Auferstehung entwirft, wirkt sehr entlastend: es geht nicht einfach immer so weiter wie bisher, wir bleiben nicht in dem was war auf ewig gefangen, Auferstehung ist nicht eng und formalistisch zu verstehen. Und doch bleiben wir auch als Auferstandene miteinander verbunden, anders, geheimnisvoll...

Walburga Schaad hat einen Text mitgebracht, der sie seit vielen Jahren begleitet und mit dem sie sich schon intensiv beschäftigt hat. Er erzählt davon wie jemand seinen Mantel abwirft und aufspringt, wie jemand sein bisheriges, altes Leben abwirft und in Bewegung kommt, wie neues Leben entsteht, wie wenn im Frühling die Knospen an den Zweigen aufspringen.

Bibeltext lesen:
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Ralf Kreiselmeyer hat den gleichen Text ausgewählt. Der Text ist gross genug für zwei Leserinnen und Leser (auch für 100). Er hat vor allem den Schrei des Blinden gehört. Er hat diesen Schrei auch in einem aktuellen Roman gehört, der jetzt auch verfilmt wurde. Er heisst «Same same but different» von Benjamin Prüfer. Im Roman/Film heisst der Schrei: «I need you! Don´t forget.»
Dem lauten Schrei tritt die Stille gegenüber. «Jesus stund stille». So übersetzt Martin Luther den Vers 50 dieses Textes.

Bibeltext nochmal lesen:
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Ein lauter Schrei und ein Stillestehn stehen sich gegenüber, begegnen sich, kommen in Berührung. Das ist der Raum für Wunder.

Jutta Achhammer hat auch einen Bibeltext ausgewählt, der vom Aufbrechen handelt. Eigentlich ist es nur ein Vers.

Den Vers lesen
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Auch ihr ist dieser Vers schon mehrmals in ihrem Leben begegnet. Er hat sie bestätigt, dass die Zeit reif ist für einen Aufbruch und dass ihr das Land, in das die aufbrechen will, schon gezeigt wurde.

Den ganzen Bibeltext lesen
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Auch Elke Kreiselmeyers Text ist ein Lebenstext für sie. Der Text erzählt, wie jemand den Raum des Gewohnten verlässt, es überschreitet. Der Text erzählt von der Begegnung mit einer Kraft, die brennt, aber nicht verbrennt. Die Kraft gibt ihren Namen preis: Ich bin da. Da-Sein, In-Beziehung-Sein brennt, aber verbrennt nicht. Die Kraft ist schon lange da. Sie ist die Kraft unserer Mütter und Väter im Glauben.

Der Text ist noch viel länger und mit viel mehr Erfahrungen gefüllt. Das ist «nur» ein Vorgeschmack.

Bibeltext lesen:
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Auch Ralph Stelzenmüller hat einen langen Text mitgebracht. Einen Psalm, ein altes Gebet, das nach den Buchstaben des hebräischen Alphabetes geordnet ist. Zum Buchstaben Mem gehören Sätze, die sich zunächst arrogant anhören. Sie fordern uns heraus, zu unterscheiden, wann die Zeit zum Lernen ist und wann die Zeit, selbst zum Lehrer/zur Lehrerin zu werden.

Bibeltext lesen:
Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache BigS
Einheitsübersetzung EÜ

Die Gebetsworte dieses Psalmes sind geprägt von einem grossen Vertrauen in alte Worte und Weisungen. Welchen Weisungen kann ich mich derart anvertrauen? Was würde mit mir geschehen?

Am Platz am Wassertor in Jerusalem/Therwil wurden Bibeltexte vorgelesen, erklärt und gedeutet. Erfahrungen wurden geteilt, die Stimmung war – wie das Wetter an diesem Morgen – festlich.
Die Menschen in den Bibeltexten und die Menschen in Therwil waren miteinander ins Gespräch gekommen.

Biblisches umgeSETZT

Dann wurde das Projekt der Gemeinde in Therwil/Biel-Benken zum Gesprächsthema.
Ein Mann, der damals dabeigewesen war, als am Platz am Wassertor in Jerusalem die Weisung Gottes vorgelesen und verstanden wurde, gibt der Gemeinde heute einen Rat:Schafft grosse Plätze an denen viele Menschen zusammen kommen können! Schafft Raum für Begegnungen. Schafft Freiräume für das Lesen und Hören der Schrift.

Eine Frau aus der Gruppe der Sadduzäer, die mit Jesus diskutiert hatten, rät. Vergesst eure jüdischen Wurzeln nicht. Von uns habt ihr die Lust am Diskutieren und Streiten geerbt. Nutzt sie. Von uns habt ihr auch eure heiligen Schriften geerbt. Lest sie und begegnet im Lesen der Bibel euren eigenen jüdischen Wurzeln.
In «meiner» Geschichte ist vom Gott «Abrahams, Jakobs und Isaaks» die Rede. Jesus bringt diesen Ausdruck ins Gespräch als Zitat aus der Bibel. Das Zitat stammt aus einem Text, der heute auch schon zu Wort kam, dem von Mose am Dornbusch. Bibeltexte stehen miteinander im Gespräch. Das Gespräch ist offen für euch. Setzt euch dazu und redet mit!

Die Autorin der Geschichte von Abrahams Aufbruch sagt: Ich habe die Geschichte von einem Aufbruch geschrieben, der immer möglich ist, jederzeit, in jedem Lebensalter. Die Geschichte ist jeder Zeit gleichzeitig. Lest sie und viele andere Bibeltexte so.

Der Autor der Erzählung vom blinden Bartimäus und Jesus rät: Haltet an! Schafft Raum für Stille.
Und Bartimäus, der eben noch blind war für das, was direkt um ihn herum geschah, sieht jetzt, dass seine Geschichte noch in 2000 Jahren gelesen wird. Sein Blick ist weit geworden. Es tut ihm gut, dass er vom Menschen am Rand zum Menschen mit einer Geschichte, zum Menschen in einer Geschichte geworden ist.
Dass er das werden konnte, das verdankt er auch Jesus, der ihn geheilt hat. Jesus mischt sich ins Gespräch ein und sagt: Dein Glaube hat dich geheilt. Das habe ich schon damals klar und deutlich gesagt und so ist es zu recht aufgeschrieben worden. Ich will keine Bewunderer, ich will Menschen, die mit mir gehen. Ich habe genug von all den Ansprüchen, die immerzu an mich gestellt werden. Ich will ein Mensch sein wie wir alle. Ich bin nicht der Gott, der alle Wünsche erfüllt.

«Ich bin da» sagt der Gott aus der Geschichte vom brennenden Dornbusch. So ein Gott bin ich.
«Ich bin da», das sage ich oft im Alltag, zu meinen Kindern, zu meinen Schülerinnen und Schülern... Wenn ich da bin, ist etwas Göttliches in mir da und lebt.

Auf dem Platz am Wassertor in Jerusalem und und Therwil ist die Kraft dieser göttlichen Gegenwart zu spüren. Und zugleich bleibt Gott unverfügbar, lässt sich nicht festlegen und ist immer noch mehr und anders als wir uns vorstellen können.

Danke an alle, die sich zusammen gesetzt und sich ins Gespräch eingebracht haben. Danke für die Übersetzung der alten Texte ins Heute. Und danke für all die Impulse für die Umsetzung des Projekts in Therwl/Biel-Benken.