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Die Konfessionen des Jeremia   

In keinem anderen Prophetenbuch finden sich solch intensive persönliche Abschnitte wie im mit über 22 000 Wörtern längsten Buch der hebräischen Bibel. Es sind fünf in sehr persönlichem Stil gestaltete Textpassagen des Jeremiabuchs, in denen der Prophet sein inneres Ringen mit Gott und sein Leiden an seinem Auftrag bzw. an den damit verbundenen Konsequenzen ausspricht: Jer 11,18–12,6; Jer 15,10–21; Jer 17,12–18; Jer 18,19–23; Jer 20,7–18. In Analogie zu den sehr persönlichen Bekenntnissen des Augustinus nennt man diese Passagen in der Bibelwissenschaft üblicherweise «Konfessionen». Ob diese Texte wirklich auf höchst private Aufzeichnungen des historischen Propheten Jeremia zurückgehen, ist eher fraglich und wenig wichtig. Das Jeremiabuch blickt in Zitaten und Anspielungen auf einen grossen Teil der hebräischen Bibel zurück. Um 400 v. Chr. versucht mit diesem Buch der Schreiber eine theologische Reflexion. In den Konfessionen geht es dabei um das Problem des Tun-Ergehen-Zusammenhangs.