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Fasnacht und Reich Gottes   

Fasnet, Fasnacht: ursprünglich war das die Nacht beziehungsweise der Abend vor der Fastenzeit. Später verlängerte sich die Zeit der tollen Tage und wir sind heute mittendrin. Fasnacht macht es möglich aus dem Alltag auszubrechen. Regeln, die sonst gelten, sind ausser Kraft. Wir können unsere gewohnten Rollen ablegen und Neue spielen, wir können die herrschende Ordnung im Gewand des Narren und in Schnitzelbänken verspotten, wir können die Nacht zum Tage machen, wir können uns völlig verrückt verhalten.
Ist am Aschermittwoch dann alles vorbei? Ich glaube nicht. Für mich ist auch die Fastenzeit eine Zeit, um verrückt zu sein. Die Fastenzeit lädt uns ein, die Möbel im Haus unseres Lebens zu ver-rücken. Das, was sonst mitten drin steht und den meisten Platz einnimmt, mal an die Seite zu rücken, um Raum für etwas anderes zu schaffen. Was nimmt in Ihrem Leben den grössten Raum ein? Was kommt in Ihrem Leben zu kurz? Räumen Sie doch mal um, probieren Sie mal aus, wie sich ein ver-rücktes Leben anfühlt.
Fasnacht und Fastenzeit haben etwas gemeinsam. Sie laden zur Erfahrung ein, dass das was ist, nicht immer so bleiben muss. Dass ein anderes Leben, dass mehr Leben möglich ist. Heute und hier. Die christliche Tradition nennt diese Erfahrung «Reich Gottes».

Peter Zürn