Wir beraten

Bibliolog zur Noahgeschichte   

Durchgeführt im Kino Arena in Zürich vor Beginn der Vorpremiere des Noah-Filmes am 29.3.

Wichtiger Hinweis: Bitte diesen Bibliolog nicht einfach für die eigene Praxis übernehmen! Einen Bibliolog zu leiten, erfordert Kompetenzen, die sich durch die Teilnahme an einem Bibliolog-Grundkurs erwerben lassen. Wir empfehlen sehr, einen solchen Grundkurs zu absolvieren. Kurse finden sich unter www.bibliolog.ch und www.bibliolog.de. Auch wenn es ganz leicht aussieht, ist es nicht sinnvoll, ohne eigene reflektierte Leitungserfahrungen, einen Bibliolog zu leiten. Es besteht die Gefahr damit den Teilnehmenden und dem guten Ruf der Bibliolog-Bewegung zu schaden.

Bevor wir den Hollywood-Film über Noah und seine Familie sehen, möchten wir euch einladen zu einer kreativen Begegnung mit der biblischen Geschichte.

Wir laden dazu ein, in der Geschichte mitzuspielen. Sich in Figuren aus der Geschichte zu versetzen und in der Rolle dieser Figur zu sprechen.

Dabei sind wir alle miteinander jeweils die gleiche Figur.

Und keine Angst. Niemand muss etwas sagen, aber wer möchte, kann. Für die Dauer dieser kreativen Bibelarbeit spreche ich dich mit «Du» an.

Es geht so:

Ich lese ein Stück des Bibeltextes. Dann unterbreche ich und führe eine Rolle ein, zum Beispiel Sem, den ältesten Sohn von Noah. Und dann stelle ich diesem Sem eine Frage. Ihr alle versetzt euch in diese Rolle. Ihr alle seid dann Sem.

Wer auf die Frage antworten möchte, hebt die Hand. Ich komme dann in deine Nähe. Du antwortest auf die Frage und zwar gerne in Mundart und ich höre zu. Danach wiederhole ich deine Antwort in meinen Worten. Das hat zwei Gründe. Zum einen, damit alle gut hören können und zum anderen, damit deine Antwort auch genug Raum und Zeit bekommt. Vielleicht frage ich auch mal nach.

Danach dann kann jemand anders in der gleichen Rolle, als Sem, auf die Frage antworten und es wiederholt sich: Hand heben, ich komme, höre, wiederhole.

Und danach kann es noch zwei oder drei verschiedene Antworten geben. Sie dürfen ganz unterschiedlich sein. So kommen verschiedene Seiten von Sem zum Vorschein.

Es gibt keine richtigen und keine falschen Antworten. Nur verschiedene.

Irgendwann beende ich das Gespräch mit Sem und lese weiter im Bibeltext. Ich führe eine zweite Rolle ein und stelle eine neue Frage. Und es geht wieder los wie vorher.

Das kann durch den ganzen Bibeltext führen. Heute morgen werden wir es aber bei zwei Abschnitten und zwei Rollen belassen. Es gibt also zwei Arten mitzumachen: Etwas sagen und zuhören. Auch das zuhören ist wichtig. Nur, wenn alle zuhören, wird es sehr sehr meditativ.

Alles klar genug?

 

Dann bitte ich euch, mit mir auf eine Reise zu gehen. Eine Reise zurück in der Zeit. Weit zurück. In Urzeiten. In Urgeschichten, die unsere Geschichte sind.

Und auf eine Reise im Raum. In eine andere Region dieser Welt. Nach Osten, in den Vorderen Orient. An welchen Ort genau? Das ist nicht so wichtig. An einen Ort, an dem Menschen leben. Ganz verschiedene Menschen.
Von ihnen wird erzählt. Einer heisst Noah:

«Noach war ein gerechter, untadeliger Mann unter seinen Zeitgenossen;
er ging seinen Weg mit Gott.
Noach zeugte drei Söhne, Sem, Ham und Jafet.
Die Erde aber war in Gottes Augen verdorben, sie war voller Gewalttat.»

(Gen 6,9b-12)

Du bist Sem, der erstgenannte Sohn Noahs. Du hast noch zwei Brüder. Von deinem Vater, Noah, heisst es, er sei ein gerechter, untadeliger Mann, der seinen Weg mit Gott geht. Die anderen Menschen um euch herum, sind anders, weniger gerecht, gar nicht untadelig.

Du Sem, wie ist das, der Sohn eines solchen Mannes zu sein. Wie geht’s dir damit, einen so einzigartigen gerechten, untadeligen Mann als Vater zu haben?

Danke, Sem.

Die Geschichte von Noah und seinen Söhnen geht weiter. Es wird, wir wissen das, sehr dramatisch. Es heisst:

«Noach war sechshundert Jahre alt, als die Flut über die Erde kam. Noach ging also mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne in die Arche, bevor das Wasser der Flut kam. … Der Regen ergoss sich vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde. Genau an jenem Tag waren Noach, die Söhne Noachs, Sem, Ham und Jafet, Noachs Frau und mit ihnen die drei Frauen seiner Söhne in die Arche gegangen. Von allen Tieren waren Männchen und Weibchen gekommen, wie Gott Noah aufgetragen hatte. Dann schloss der Herr hinter ihm zu.»

«Gen 7,6-9)

Du bist eine der Frauen in der Arche. Dein Name ist Ila. Du bist als «Frau von ..» mitgekommen. Gerade hat sich die Tür hinter euch geschlossen. Es ist dunkel. Draussen fällt der Regen.
Was geht in diesem Moment in dir vor, Ila?

Danke, Ila.

Ich danke Sem und ich danke Ila, dass ihr zu uns gesprochen habt.
Wir verabschieden uns von euch. Wir werden euch gleich wieder begegnen im Film.
Ich danke euch allen, dass ihr diese Begegnung mitgetragen habt, durch Zuhören und durch Worte.
Wir verlassen die Geschichte. Kehren für einen Moment zurück nach Zürich. Ins Kino. Und machen uns gleich wieder auf den Weg zur Geschichte von Noah und seiner Zeit.