Wir bringen die Bibel ins Gespräch

Der Aufbau der Auslegungen   

1. Die Themensetzung

erscheint als erster Abschnitt ohne eigene Überschrift. Sie geschieht zwar bevorzugt vom Sonntagsevangelium her, berücksichtigt aber dabei selbstverständlich die alttestamentliche Lesung sowie auch Tagesaktualitäten und das Kirchenjahr.

2. Mit Israel lesen

Dann erfolgt als Erstes eine Lektüre der alttestamentlichen Lesung mit Blick auf die Erstadressaten – das Volk Israel. Unter der Überschrift «Mit Israel lesen» wird der alttestamentliche Text «rein und unvermischt » und ohne irgendwelche christologischen Bezüge als «Bibel Israels» gelesen. Diese Auslegung ist keine Zusammenfassung alttestamentlicher Kommentare, sondern geschieht existentiell und aktualisierend unter Berücksichtigung auch der jüdischen Schriftauslegung. Nötige exegetische Zusatzinformationen («Glossar») werden wir je nachdem in einem speziellen Kasten beigeben. Auf diese Weise möchten wir zuallererst der Ursprungsintention des ATs (intentio operis) gerecht werden.

3. Mit der Kirche lesen

Erst in einem zweiten Schritt erfolgt dann unter der Überschrift «Mit der Kirche lesen» die Lektüre im Blick auf die Zweitadressaten – die Christen. Die christologische Interpretation des ATs wird eröffnet durch eine «Umkehr» zum AT. Begründet kann eine solche «Umkehr» sein durch die zahlreichen Rückverweise und Zitate des ATs im NT, aber auch durch thematische Entsprechungen und Weiterführungen, die erst im Blick auf den gesamten christlichen Kanon wirklich sichtbar werden. Diese christliche Re-Lecture muss nicht streng vom Sonntagsevangelium ausgehen oder auf dieses hinführen, sondern kann ebenso andere liturgische Teile berücksichtigen (z. B. den Segen), eine Einordnung in den Gesamtkanon vornehmen oder auch auf das Kirchenjahr Bezug nehmen. Im Idealfall wird hier die Themensetzung wieder aufgenommen oder auf sie hingeführt.

Bei all dem wollen wir aber daran festhalten: Die erste Lektüre «mit Israel» ist kritischer Massstab für das christliche Verstehen des ATs!

Unsere Hoffnung
Was wir uns durch unsere Beiträge ierhoffen, ist nicht nur eine Ermutigung der Predigerinnen und Prediger, wieder einmal auch die alttestamentliche Lesung auszulegen. Wir versprechen uns durch diesen Versuch einer Umsetzung neuerer Erkenntnisse der alttestamentlichen Hermeneutik auch, dass der Umgang mit dem AT und unseren jüdischen Schwestern und Brüdern selbstverständlicher und wieder neu bereichernd werden kann. Das wäre der schönste Lohn für unser Projektteam.