Wir bringen die Bibel ins Gespräch

Maria von Magdala – Patronin der Bibelpastoral   

Blanka Furrer, René Schurte (beide Zentralvorstand), Peter Zürn im forum 8/2010

Mit dem Tod Jesu am Kreuz schien die Hoffnung der Jüngerinnen und Jünger gestorben. Alle vier Evangelien erzählen, dass es Frauen waren, die zuerst zum Grab Jesu gingen und ihren Blick über das Grab hinaus richteten. Frauen hörten und verkündeten die ersten Worte der Auferstehungsbotschaft. Unter ihnen spielte Maria von Magdala eine besondere Rolle. Darum nennt die Kirche sie die «Erste Zeugin der Auferstehung» und aufgrund ihrer Verkündigung an die anderen Jüngerinnen und Jünger «Apostelin der Apostel». Menschen, die zum Grab gehen und über das Grab hinaus sehen, folgen Maria von Magdala. Menschen, die den Gott der Bibel verkünden, der Leben über den Tod hinaus schafft, setzen ihre Verkündigung fort. Joh 20 erzählt von Maria am Grab. Ihre Worte bringen zwei andere Jünger in Bewegung.

Petrus:
«Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?», wurde ich gefragt. Ich habe Nein gesagt. Aus Angst. Ich habe Jesus und meine Geschichte mit ihm verleugnet. Bei aller Trauer über seinen Tod: Ein Teil von mir ist erleichtert, dass ich ihm nicht mehr gegenübertreten muss. Im Dunkel meiner Selbstvorwürfe hat mich die Botschaft der Maria erreicht. Ich laufe zum Grab. Aber ganz langsam. Will ich wirklich, dass es mit mir und Jesus weitergeht? Ich schaue ins leere Grab und weiss nicht, was ich hoffen soll. Der andere Jünger wartet auf mich. Warum? Werde ich, trotz meiner Schwächen, gebraucht?

Lieblingsjünger:
Ich heisse – ist ja egal. Ich bin der andere Jünger, neben Petrus, bin nicht so wichtig. Ich bin einer, der kaum einmal etwas gesagt, aber immer mit grossen Augen geschaut und mit heissen Ohren zugehört hat, was Jesus tat und erzählte. Es war... unbeschreiblich. Es war, wie wenn der Messias gekommen wäre, der Retter, der die Armen aufrichtet und endlich Gerechtigkeit bringt. Aber dann haben sie ihn getötet und der Traum ist davongeflogen. Ins Grab hinein habe ich mich nicht getraut. Petrus ist vorangegangen, aber auch er wusste nicht weiter. Wirklich geglaubt hatten wir Maria ja nicht. Aber es stimmt wirklich – das Grab war leer. Was hat das bloss zu bedeuten? Wir müssen zurück zu den anderen, es ihnen sagen.

Maria:
Frühmorgens, als es noch dunkel war, ging ich zum Grab. Finster war es auch in mir. Trauer und Schmerz zerrissen mich fast. Ich dachte an Jesus, an unser gemeinsames Leben, an die Vertrautheit zwischen uns, daran, wie er mir, die sich selbst entfremdet war, meine Würde zurückgegeben hatte. Am eigenen Leib hatte ich die befreiende Macht seiner Nähe erfahren. Und jetzt? War das alles? Jetzt stand ich vor dem totalen Nichts! Das Grab war leer! Aber ich gab nicht auf, suchte weiter und wurde beim Namen gerufen! Gerufen und berufen. Ich eine Frau – und mit mir alle Frauen – sind berufen zur verkünden: Er lebt! Er ist eins mit dem Vater und er lässt uns und die ganze Welt teilhaben am Leben in Fülle.

Der Bischofssynode 2008 war es wichtig, «ihre höchste Wertschätzung, Dankbarkeit und auch Ermutigung für den Dienst der Evangelisation aus[zu]sprechen, den so viele Laien, und insbesondere die Frauen, mit Grossherzigkeit und Engagement in über die ganze Welt verstreuten Gemeinden leisten, nach dem Beispiel von Maria von Magdala, der ersten Zeugin der Osterfreude». Das Schweizerische Katholische Bibelwerk ernennt im Rahmen seines Jubiläumsjahres Maria von Magdala zur Patronin der Bibelpastoral.

Blanka Furrer, René Schurte, Peter Zürn

2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006