Wir bringen die Bibel ins Gespräch

«Ein Leben nach dem Tod ist Glaubenssache …»   

Dieter Bauer zum Kurs «Glaubenssache. 7 christliche Updates», forum 5/2007

«Glaubenssache – 7 christliche Updates» heisst das neue Kurspaket für Pfarreien, Kirchgemeinden und weitere kirchliche Einrichtungen. Es wurde geschaffen, um sich in Gesprächsrunden fundiert mit Fragen des christlichen Glaubens auseinanderzusetzen, sagt Dieter Bauer, Leiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle in Zürich.

Kipa: Warum der Name «Glaubenssache». Ist der Glaube eine Sache?
Dieter Bauer: Der Name ist doppeldeutig. Es geht zum einen um die Sache des Glaubens und nicht um irgendeine Sache. Mit dem Begriff Sache soll zudem ein stückweit die Offenheit signalisiert werden, dass der Glaube eine Sache ist, über die man durchaus diskutieren kann. Menschen entwickeln nun einmal verschiedene Zugänge zum Glauben. Ausserdem ist der Glaube keine Sache, die bewiesen werden kann. Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, ist zum Beispiel Glaubenssache. Als Christ glaube ich das. Und doch schliesst dies nicht aus, dass mich ein Gespräch mit zweifelnden Menschen bereichert. Und umgekehrt.

Was ist das wichtigste Element des Kurses?
Die Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit Theologinnen und Theologen sowie auch untereinander über zentrale Themen des christlichen Glaubens. Es geht nicht einfach um die Weitergabe von Informationen, sondern darum, dass man über das Gespräch zu einer tragfähigen Grundlage für den christlichen Glauben gelangt.

Was ist der Unterschied zu einem Bibelkurs?
Die Leute, die den Kurs besuchen, kommen nicht in erster Linie, weil sie die Bibel kennen lernen wollen. Sie haben vielmehr Fragen zum christlichen Glauben. Über den Kurs lernen sie dann natürlich auch biblische Texte kennen. Und – wenn es gelingt – hilft ihnen das in ihrem Glauben.

Die Kirchen haben zum Teil Mühe, mit Kirchenfernen in Kontakt zu treten. Für den Besuch des Kurses müssen die Menschen mit Werbemassnahmen gewonnen werden. Wie gross ist der Aufwand für die Werbung?
Es kommt immer darauf an, wen man erreichen will. Je weiter ich über den Kreis jener Personen, die am Pfarreileben teilnehmen, hinauskommen will, desto mehr Energie und Zeit muss ich aufwenden, um zu entscheiden: Welche Kanäle will ich aktivieren? In welcher Zeitschrift will ich inserieren? Mit welchen Leuten führe ich Gespräche? Alles, was für eine professionelle Werbung nötig ist, enthält das Paket «Glaubenssache»: Flyer, Plakate und Textvorlagen für Inserate. Diese sind so offen gestaltet, dass sie auch Menschen ausserhalb der Kirche ansprechen. Mit etwas Phantasie müssen diese Vorlagen dann natürlich den Ortsgegebenheiten angepasst werden.

Was ist der Unterschied von «Glaubenssache» zu Angeboten wie «Alphalive» oder dem reformierten «Glauben12»?
«Glaubenssache» ist eine katholische Produktion. Gemeinsam mit «Glauben12» hat der Kurs, dass er den Glauben auf dem Stand heutiger Theologie reflektiert. Das würde ich von «Alphalive» so nicht behaupten. Und doch hat «Glaubenssache» von «Alphalive» einiges übernommen, zum Beispiel Elemente, welche die Atmosphäre prägen, die Idee der kleinen Gruppe, die Wichtigkeit des Gesprächs. «Glaubenssache» ist allerdings weder ein Konkurrenzprodukt noch eines, das die anderen Kurse ersetzen würde.

«Glaubenssache» hat im Titel den Zusatz «7 christliche Updates». Was ist katholisch an diesem Kurs?
Wir haben den Kurs als katholische Theologinnen und Theologen entwickelt. Wir haben ihn jedoch so offen konzipiert, dass es schwer sein wird, etwas zu finden, das spezifisch katholisch ist. Vielleicht noch am ehesten am sechsten Abend, wo die Frage «Wozu ist Kirche gut?» behandelt wird. Dort ist es klar, dass über Elemente gesprochen wird, die katholisch sind: Die Sakramente, der Wert der Symbole im Gottesdienst. Solche Elemente könne aber durchaus auch von Reformierten verstanden werden.

Sie sehen keine Ausbildung der Kursleiter vor. Wie ist es mit der Qualitätssicherung bestellt?
Wir betonen in den Unterlagen, dass ein solcher Kurs nur von qualifiziertem Personal geleitet werden kann, also von ausgebildeten Theologinnen und Theologen. Auch wenn der Kurs sehr niederschwellig daher kommt und eine einfache Sprache verwendet, heisst das nicht, dass er nicht anspruchsvoll ist. Er ist wesentlich anspruchsvoller als zum Beispiel der Alphalive-Kurs, bei dem ich ein Video anschauen oder als Leiter einen Vortrag aus dem Handbuch vorlesen kann. In «Glaubenssache» muss der Kursleiter auf Fragen aus der Runde reagieren können. Er muss Erfahrung haben im Glaubensgespräch mit Menschen und auch in hochtheologischen Fragen eine Sprache sprechen können, die die Menschen verstehen.

Ist das Bedürfnis nach einem solchen Angebot gross?
Ja. Wir merken dies bereits an den Rückmeldungen. Noch bevor der Kurs überhaupt öffentlich lanciert wurde, sind bereits fünfzig Bestellungen eingegangen. Wir hatten auch keine Mühe, zehn Pfarreien zu finden, die einen Pilotkurs durchführten. Wir haben Anfragen aus Deutschland und Österreich, die etwas Ähnliches entwickeln wollen. Das Bedürfnis nach Erwachsenenkatechese gibt es in allen Ländern Westeuropas. Im deutschsprachigen Raum ist «Glaubenssache» bis jetzt das einzige Kursprojekt in dieser Art, das ich kenne.

Wie ist es mit der Akzeptanz des Kurses durch die Schweizer Bischöfe?
Als die Alphalive-Kurse für die katholische Kirche adaptiert wurden, sind wir mit den Bischöfen ins Gespräch getreten und haben unsere Bedenken in Bezug auf dieses freikirchlich geprägte Produkt geäussert. Wir haben die Bischöfe dann laufend über die Entwicklung von «Glaubenssache» informiert, und vor der Drucklegung wurde der Kurs den Bischöfen auch zur Durchsicht vorgelegt. Es gab keine Kritik, im Gegenteil: ich glaube, dass auch die Schweizer Bischöfe froh um dieses Kursangebot sind.

INTERVIEW: GEORGES SCHERRER / KIPA

INFOBOX

Das Kurspaket «Glaubenssache – 7 christliche Updates» wurde von der «Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks» und der interdiözesanen Vereinigung Theologie für Laien «theologiekurse.ch» erarbeitet.

www.glaubenssache.ch

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