Kreative Bibelarbeit. Methoden für Gruppen und Unterricht – nicht mehr lieferbar

Anneliese Hecht

Aus der Praxis für die Praxis: Anneliese Hecht, seit 1982 in der Bibelpastoral beim Katholischen Bibelwerk Stuttgart tätig, legt einen neuen Band mit Methoden der Bibelarbeit vor. Allen vorgestellten Methoden merkt man an, dass sie in der Praxis erprobt, verfeinert und gleichzeitig aufs Wesentliche verdichtet worden sind. Kurz und prägnant sind sie beschrieben, was der Sorgfalt im Detail keinen Abbruch tut. Skizzen, Bilder, Tabellen sorgen immer wieder für Anschaulichkeit und Übersichtlichkeit. Die Fülle auf nur 152 Seiten ist erstaunlich. Neben den Methoden, die Anneliese Hecht seit Jahren in der Bibelarbeit vermittelt, werden methodische Artikel verschiedener Autorinnen und Autoren aus der Reihe «FrauenBibelArbeit» (siehe die Bücher des Monats November 2005 und 2007) vorgestellt und so Schätze aus 10 Jahren dieser erfolgreichen Reihe erschlossen, die ansonsten nur den AbonnentInnen zur Verfügung stehen. Das neue Buch erweitert die bisher vorliegenden Methodenbücher im Katholischen Bibelwerk auf ein Quartett.
Der neue Band führt von der Textarbeit über die Sinne zum Gebet. Zunächst werden einfache und konkrete Textarbeitsformen vorgestellt, die die Aufmerksamkeit für den vorliegenden Text erhöhen und die Wahrnehmung schärfen. Danach ertönen die Texte im rhythmischen Sprechen und werden dann in verschiedener Weise visualisiert (Mitte gestalten, Bilder legen, Cartoons zeichnen, Bildbetrachtung, Arbeit mit Symbolen). Inszenierungen im Bibliodrama, in Ritualen und in Klangbildern kommen genauso vor wie unterschiedliche kreative Gesprächsmethoden. Schliesslich werden drei psychologische Interpretationsmethoden vorgestellt, bevor am Ende zwei spirituelle Vertiefungen der Bibelarbeit stehen. Den methodischen Konkretionen vorangestellt, finden sich drei einleitende Artikel über die Beziehung zwischen Schrifttext und Lebenstext, eine Anleitung zum Leiten von Bibelgruppen und schliesslich eine Einführung in das Drei-Phasen-Modell der Bibelarbeit, das den roten Faden durch das gesamte Buch bildet und in vielen Publikationen und Kursen der Bibelwerke in Variationen wiederkehrt («auf den Bibeltext zugehen» – «den Bibeltext verstehen» – «mit dem Bibeltext weitergehen»).

Ein etwas mulmiges Gefühl beschleicht mich einzig beim Artikel von Maria Aigner über Bibliodrama (82-92). Zwar wird unterschieden zwischen «Kleinen Formen des Bibliodrama» und Vollformen und wird darauf hingewiesen, dass Menschen, die diese Methoden ausprobieren möchten, «auf alle Fälle selbst Erfahrungen mit Prozessen dieser Art gemacht haben» sollten. Der Artikel wirkt dann aber doch wie die Beschreibung eines vollständigen Bibliodramas, bei der aber die methodischen Beschreibungen mitunter vage bleiben («So können dann die Einzelnen langsam in einen Dialog kommen» (S. 91)) und Anforderungen an die Kompetenzen der Leitungspersonen gar nicht mehr reflektiert werden. Hier hätte ich die Begrenzung auf wirkliche «Kleinformen» und den klaren Hinweis auf die Notwendigkeit einer professionellen Ausbildung zur Bibliodramaleitung verantwortlicher gefunden.
Etwas verwirrlich ist im Vorwort der Hinweis auf die drei anderen Methodenbände. Der Hinweis auf die Bezugsadresse wirkt so, als gälte er nur für den dritten Band. Tatsächlich sind alle Bände unter www.bibelwerk.de, aber auch im Buchhandel erhältlich und können ebenfalls empfohlen werden. Leider trägt der jetzt vorliegende vierte Band im Vorwort einen anderen Untertitel als auf dem Buchumschlag. Ich hätte den Untertitel aus dem Vorwort («Methoden lebendiger Bibelarbeit») bevorzugt, weil der Unterrichtskontext im Buch selber keine Rolle spielt bzw. für manche der vorgestellten Methoden nicht zu empfehlen ist (das gilt etwa für das Bibliodrama wie auch für die spirituellen Methoden am Ende des Buches, insbesondere die geistliche Schriftlesung nach Ignatius von Loyola). Hier weckt der Untertitel auf dem Umschlag Erwartungen, die das Buch nur zum Teil einlöst. Für die Gestaltung von lebendiger Bibelarbeit mit Frauen und Männern bietet das Buch aber eine Fülle von Anregungen.

Peter Zürn