biblisches umgeSETZT: galiläischer frühling – bonerges – die söhne des donners
gedicht zu mk 10,35-41
für kai fehringer
johannes und jakobus
diese dönnersöhne gottes
diese gequälten seelen der moderne
und der immerzeit
sie verschonten sich vor kniefall
und falscher keuschheit
sie forderten vor königen
und in VIP-lounges die höchstnote
sie verlangten die zauberformel
die ultima ratio
verbaten sich jegliche verschattung
sie posaunten das glanz und gloria
heraus in welt und nähe
sie verstörten nicht nur niedrigkeit und obrigkeit
sie verstörten nicht nur freund und meister
sie verwirklichten sich selbst mit dieser bitte
zu sitzen zur rechten und zur linken
sie hatten es satt mit mittelmässigkeit
beurteilung und leistungsnachweiss
sie wollten endlich ankommen
im unendlichen
im scheinbaren
in der ungeprobten welt
in einer welt,
in der applaus und kritik
zur bedeutungslosigkeit erstarren
diese rechte und linke seite der liebe,
der unbedingtheit
der ergötzung
der ungeübten und stolpernden welt
diese räume
diese plätze
hierfür wollten sie sitzplatz und bürgerrecht
wollten dauerkarten
mit espresso und cüpli in den pausen
endlich eingehen
sich verlieren und finden
in wirklichkeit und stotterndem wort
in zärtlicher gebärde und verstörtem ausdruck
endlich hineinfinden
in dieses brausen und strömen des geistes
in diese vitalität des lebens
in die gelassenheit und entkrampfung des sterbens
blühen in schönheit und vergeblichkeit
diese plätze zur linken und zur rechten seite jesu
diese wollten und forderten sie
jesus empörte sich nicht
nur die anderen in zweiter und dritter reihe
entrüsteten sich
weniger wegen des sachverhalts
mehr wegen eigener unausgegorenheit
diese plätze
sagte jesus
ich habe sie nicht zu vergeben
diese plätze
sagte jesus
sind freiplätze
am ungrund einer jeden seele
sie warten darauf eingenommen zu werden
ich
sagt jesus
mit vorsichtiger und kaum hörbarer stimme
ich bin
platzanweiser
b.rafael