Wir beraten

Friedensnobelpreis für Abrahams Nachkommen?   

Peter Zürn zum Bibelsonntag 2010 SKZ 43/2010

Liu Xiaobo erhielt den Friedensnobelpreis 2010. Der Preis würdigt sein Engagement für Demokratie und Menschenrechte in China. Damit wird die gesamte chinesische Demokratiebewegung geehrt. Liu Xiaobo hat den tschechischen Dissidenten und späteren Präsidenten, Vaclav Havel, als seinen «spirituellen Vater» bezeichnet. Nach dem Vorbild Havels und der Charta 77, an der Havel mitgearbeitet hat, haben Liu Xiaobo und seine Freundinnen und Freunde die Charta 08 herausgebracht und der chinesischen Demokratiebewegung damit ein Programm gegeben, das inzwischen mehr als 10 000 Chinesinnen und Chinesen aus allen Gesellschaftsschichten unterschrieben haben. Alle diese Menschen wissen, welches Risiko sie damit eingehen. Xiu Liaobo selbst wurde bereits mehrmals von der chinesischen Staats sicherheit verhaftet und zu Haftstrafen verurteilt. Seine Frau Liu Xia heiratete er 1998 im Arbeitslager. Er ist trotz allem von einer klaren Vision und Überzeugung getragen. Im Schlussplädoyer seines Prozesses von 2009 hat er sie so formuliert: «Ich freue mich darauf, dass mein Land ein Land freier Meinungsäusserung sein wird, wo die Worte aller Bürger gleich behandelt werden; wo verschiedene Werte, Ideen, Meinungen und politische Ansichten jeweils miteinander im Wettbewerb stehen und friedlich nebeneinander existieren; … wo alle politischen Ansichten im Licht der Öffentlichkeit vor den Menschen ausgebreitet werden, sodass sie wählen können; wo alle Bürger in der Lage sein werden, ihre politischen Ansichten ohne Angst zu äussern und niemals politisch verfolgt werden, weil sie abweichende Meinungen äussern.»2 Seine Hoffnung geht sogar so weit, dass er damals erklärte: «Ich hoffe, das letzte Opfer von Chinas endloser literarischer Inquisition zu sein, und dass hiernach kein anderer jemals mehr für seine Worte eingesperrt wird.» Es steht zu befürchten, dass sich diese letzte Hoffnung Liu Xiaobos nicht erfüllt. Ja, vielleicht hat das chinesische Regime als Reaktion auf die Nobelpreisverleihung den Druck erhöht und Menschen aus der Demokratiebewegung verhaftet. Die Hoffnung des Liu Xiaobos ist meiner Meinung nach denn auch eine Hoffnung im Sinne seines spirituellen Vaters Vaclav Havel: «Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Überzeugung, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht.» Das hoffnungsvolle Engagement des Liu Xiaobo ist friedensnobelpreiswürdig, auch wenn er nicht in 15 oder 20 Jahren der erste frei gewählte Präsident eines demokratischen Chinas sein wird. Aber wer weiss … Was der Friedensnobelpreis würdigt, das könnte man biblisch mit dem Wort «Segen» ausdrücken. Segen ist nach biblischem Verständnis überall dort vorhanden, wo Leben gedeiht und sein Gedeihen gefördert wird. Und zwar Leben möglichst in Fülle. Für Liu Xiaobo und Vaclav Havel ist klar, dass zur Fülle des Lebens die Freiheit und die Menschenrechte gehören, für die sie sich engagieren. In ihrem Engagement wurden und werden sie zum Segen für viele Menschen.
Eine hoffnungsvolle Verheissung

Die Hoffnung, die Vaclav Havel und Liu Xiaobo und zahllose Menschen in ihrem Umfeld in ihrem Engagement trägt und leitet, und der lebensfördernde Segen, der sich dadurch verwirklicht, bringen mich zum Bibelsonntag 2010 und zum Bibeltext, der dabei im Zentrum steht, Genesis 12,1–9. Abram hört darin eine Verheissung Gottes, die Hoffnungen ins Wort bringt: «Ich werde dich zu einem grossen Volk machen, dich segnen und deinen Namen gross machen. Ein Segen sollst du sein … Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen … Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land» (Gen 12,2– 3.7). Was hat sich von dieser hoff nungsvollen Verheis sung erfüllt? Im Rahmen der biblischen Erzählung von Abra- (ha)m eher wenig. Als Abraham stirbt (Gen 25,8), hat er zwei Söhne, deren Überleben bedroht ist. Er wird begraben auf dem einen Stück Land, das er käufl ich erworben hat. Ist er zum Segen geworden? Für seine Frau Sara(i), die er zweimal verleugnet und sie der Macht anderer Männer preisgibt (Gen 12,10 ff .; Gen 20)? Für die Sklavin seiner Frau, Hagar, die er als Leihmutter benutzt und mit ihrem Kind in die Wüste schickt (Gen 16 und 21)? Für seinen Sohn Isaak, über dem er die Hand mit dem Messer ausstreckt, um ihn zu schlachten (Gen 22,10)? Segensreich erweist er sich am ehesten noch seinem Neff en Lot gegenüber, von dem er sich zwar trennt (Gen 13), den er aber aus der Macht kriegerischer Könige befreit (Gen 14,1–16) und bei dessen Rettung aus Sodom die Fürsprache Abrahams für die Gerechten in der Stadt eine Rolle spielt (Gen 19,29). Die Verheissung im biblischen Text ist gleichermassen von Erfüllung und Nichterfüllung geprägt. Was hat sich von der hoffnungsvollen biblischen Verheissung erfüllt, wenn wir Abrahams Nachkommen mithinzunehmen? Abrahams Name ist zweifellos gross geworden in den drei Religionen, die sich auf ihn beziehen. Abraham bzw. Ibrahim spielt eine wichtige Rolle in Judentum, Christentum und Islam. In all den Menschen dieser drei Weltreligionen sind Abrahams Nachkommen also zu einem grossen Volk geworden. Das verheissene Land ist bis heute umkämpft und umstritten geblieben. Nicht nur der geografische Raum Israel/Palästina, sondern jeder konkrete historische Ort, an dem die Nachkommen Abrahams versucht haben, miteinander und mit anderen zu leben. Einige wenige gelungene Erfahrungen von friedlichem Zusammenleben stehen zahllosen Erfahrungen von Gewalt, Leid und millionenfachem Tod gegenüber. Und der Segen? Sind die Nachkommen Abrahams zum Segen für alle Geschlechter der Erde geworden? Heute jedenfalls stehen wir Nachkommen Abrahams wohl nicht allzu weit oben auf der Kandidatenliste für den Friedensnobelpreis. Die drei sogenannten abrahamitischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam werden in der öff entlichen Wahrnehmung mehrheitlich eher als Problem für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt betrachtet denn als die Kräfte, die Frieden und Gerechtigkeit besonders stark fördern. Ausnahmen gibt es natürlich, aber die tragen als Ausnahmen eben auch zur Bestätigung dieser Regel bei. Auch hier also Erfüllung und Nichterfüllung zugleich.
Ein Segen sein … Wie?

Mit diesem Titel stellen die Ökumenischen Unterlagen zum Bibelsonntag 2010 die Fraglichkeit der biblischen Verheissung ins Zentrum. Und betonen neben ihrer Fraglichkeit auch ihre Fragwürdigkeit. Die Frage, was es bedeuten kann, ein Segen zu sein, ist es würdig, gestellt zu werden. Immer wieder. Der Titel der Unterlagen geht aber noch eine Frage weiter. Geht das? Sie geben in dieser Frage einen möglichen Gehweg vor. Einen Lernweg. Die biblische Verheissung an Abraham und insbesondere die Verheissung zum Segen zu werden, ist eine bleibende Herausforderung. Was sie genau bedeutet, muss sich erst noch herausstellen. Wie sie verwirklicht werden kann, muss erfahren und erlernt werden. Auf Lernwegen. Einen solchen Lernweg beschreiben schon die biblischen Texte selbst. Sie beschreiben den Lernweg Abrahams und der Menschen, mit denen er verbunden ist. Am engsten mit ihm verbunden sind zwei Frauen, Sara und Hagar. Deswegen werden die Lernwege Abra(ha)ms auch in erster Linie mit Blick auf ihre Beziehungen miteinander gegangen und erzählt. In den Unterlagen zum Bibelsonntag gehen wir den Lernwegen zum Segen mit Abra und Sarai in Ägypten (Gen 12,20–20) und in der Dreiecksbeziehung von Abram, Sarai und Hagar (Gen 16) nach. Die Auseinandersetzung mit den Texten bestätigt: «Der Umgang miteinander ist erst noch zu lernen. Wie genau die Verheissungen sich im Leben dieser Menschen konkretisieren können und was dabei Segen bedeutet, zeigt sich nur langsam und Schritt für Schritt. Das gilt für alle Beteiligten. Bei allen Wirrungen halten Gott und Abram auf diesem Lernweg aneinander fest.»3 Die Erkenntnis ist klar: Verheissung und Segen verwirklichen sich in Beziehungen. Sie fordern dazu heraus, Verantwortung für Beziehungen zu übernehmen. Sie werden getragen von der Beziehung mit Gott. Der Lernweg Abrams, Sarais und Hagars endet nicht mit der Erzählung von diesen drei Personen. Er geht innerbiblisch weiter. Insbesondere das Buch Rut verweist immer wieder auf Gen 12,1–9 zurück. Von Wegzug ist die Rede, vom Wohnen in einem fremden Land, vom Verlassen von Vater und Mutter. Rut wird mit Abraham verglichen. Sie, die Moabiterin, die Fremde, erlebt eine abrahamsgleiche Berufung. Durch sie kommt Segen für Israel. Dass der verheissene Segen diesen Weg geht, damit muss man sich auseinandersetzen, das muss neu gelernt werden. Als Teil des Stammbaumes Jesu in Mt 1 sind auch wir Christinnen und Christen Nachkommen Ruts. Der Lernweg zum Segen, den sie verkörpert, ist auch uns als herausfordernde Aufgabe aufgetragen.
Drei rote Fäden

In den Ökumenischen Unterlagen zum Bibelsonntag 2010 werden die Lernwege zum Segen anhand von drei roten Fäden, die sich durch die biblische(n) Geschichte(n) bis ins unsere Gegenwart ziehen, entfaltet: Nachkommenschaft, Land und die anderen. – Der rote Faden der Nachkommenschaft benennt die Beziehung zu den künftigen Generationen. Er fordert dazu heraus, sich in die eigene Endlichkeit einzuüben. Er fordert dazu heraus, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass unser Leben auch das Leben künftiger Generationen prägen wird. – Der rote Faden des Landes stellt mit dem konkreten Ort die Verbindung dar, an dem sich jedes Leben verwirklicht. Niemand lebt im luftleeren Raum. Dieser Faden fordert uns dazu heraus, uns zu verorten und für die Gestaltung dieses konkreten historischen Ortes, in den wir gestellt sind, Verantwortung zu übernehmen. Schon das Wort Verantw-ort-ung weist auf diese Verortung hin. – Der rote Faden der anderen präzisiert den zentralen Aspekt der Beziehung, in der sich Segen und Verheissung verwirklichen. Es geht immer um die Beziehung zu anderen. Segen verwirklicht sich in der Beziehung zu Menschen, die von mir/uns unterschieden sind, die fremd sind, die andere Interessen und Bedürfnisse haben … Diese drei roten Fäden führen in einen weiten Raum. In den weiten Raum von spannungsvollen Beziehungen und in den weiten Raum der biblischen Überlieferung und ihrer Auslegung. Dort hinein führt der Lernweg zum Segen. Der Raum ist geprägt von Verbindung und Auseinandersetzung. Das kann am hebräischen Wort für Land gezeigt werden: «erez». Das Land, das Abram verheissen wird, heisst «erez». Die von Menschen aller Völker, ja von Lebewesen aller Art bewohnte Erde aus Genesis 1 heisst ebenfalls «erez». Alle Lebewesen sind miteinander verbunden, weil sie auf dieselbe Erde angewiesen sind. Gleichzeitig führt die Suche nach dem konkreten Ort, an dem sie leben können, alle Lebewesen in eine spannungsvolle Beziehung zu anderen, in Konfl ikte und Auseinandersetzungen. Darin steckt ein grosses Gewaltpotenzial. Einfacher, weniger spannungsreich ist das Leben, ist der Segen nicht zu haben.
Der Bibelsonntag in den Pfarreien

Als Termin für den Bibelsonntag schlägt das Schweizerische Katholische Bibelwerk den 7. November 2010 vor. An einigen Orten werden auch andere Termine gewählt. Die Gestaltung des Bibelsonntags in einer Pfarrei kann durch die drei roten Fäden geprägt und geleitet werden. Die Ökumenischen Unterlagen bieten dazu einige Anregungen.4 Der rote Faden «Land« weist ja auch in das Land, zu dem die Bibel eine besondere Verbindung hat und herstellt, nach Israel / Palästina. Aufgrund der aktuellen dortigen Konflikte führt eine der Anregungen zum «Kairos Palästina», einem Dokument, das Christen aus Palästina 2010 veröffentlicht haben. Es ist ein leidenschaftlicher Appell zur Beendigung der Besetzung Palästinas und fordert zu Diskussionen heraus.5 Zu einem Segen für das friedliche und gerechte Zusammenleben in diesem Land zu werden, ist auch das Ziel des Spendenprojekts zum Bibelsonntag 2010. Wenn Sie in Ihrer Pfarrei eine Kollekte aufnehmen, kommt das Geld dem «Zelt der Völker » zugute.6 Ein Schweizer Freundeskreis unterstützt ein Projekt auf einem Grundstück in Israel, das einer palästinensischen Familie gehört und von Enteignung bedroht ist. Auf dem Grundstück mit einem Weinberg (daher der Name «Nassers Weinberg») gibt es ein Begegnungscamp für Jugendliche aus aller Welt. Dort finden auch konkrete Friedensprojekte statt. Wir empfehlen Ihnen dieses Spendenprojekt von ganzem Herzen. Einzahlungsscheine wurden mit den Ökumenischen Unterlagen versandt oder können bei der BPA angefordert werden. Zu wenig entwickelt ist in den Anregungen für die Pfarreien der rote Faden der Nachkommenschaft. Deswegen soll er hier etwas mehr Raum bekommen. Er fordert ja wie geschrieben dazu heraus, uns unserer Verantwortung für die kommenden Generationen, ja für das Leben auf der Erde insgesamt zu stellen. Er hat insofern eine klare ökologische Dimension. Das internationale Jahr der Artenvielfalt (bzw. der Biodiversität) 2010 bietet dazu wichtige Anregungen. «Biodiversität ist die Vielfalt des Lebens in allen ihren Formen (Ökosysteme, Arten, Gene)» heisst es auf der offiziellen Schweizer Homepage dazu.7 Der Verein «oeku – Kirche und Umwelt»8 hat eine Broschüre unter dem Titel «Vielfalt – Geschenk Gottes» herausgebracht. Eine besondere «Schöpfungszeit» im September 2010 hat Christinnen und Christen in Kirchgemeinden und Pfarreien in der ganzen Schweiz dazu angeregt, mit Umwelt- und Naturschutzorganisationen gemeinsam Gottesdienste und weitere Anlässe zu gestalten. Die Wahl des Monats September ist kein Zufall. Der 1. September ist der Beginn des orthodoxen Kirchenjahres. An diesem Tag wird Gott als dem Schöpfer gedacht und der «Tag der Schöpfung» traditionell gefeiert. Über das hebräische Wort «erez» ist ja auch der Bibeltext des Bibelsonntags mit der Schöpfungsgeschichte verbunden. Die Zeit der Verheissung und des Segens ist auch Schöpfungszeit. Es spricht nichts dagegen und alles dafür, das Engagement für die Vielfalt als Geschenk Gottes über den September hinaus bis zum Bibelsonntag weiterzuführen bzw. es am Bibelsonntag zu beginnen.
Vielfalt in Bibel und Bibelauslegung

Besondere Aufmerksamkeit richten die Ökumenischen Unterlagen zum Bibelsonntag aber natürlich auf die Auseinandersetzung mit der Bibel. Dabei entfernen sie sich nicht allzu weit von der Diversität. Denn auch die Bibel ist geprägt von Vielfalt und dem Miteinander in Verschiedenheit. «Hundert-Stimmen-Buch» und «geselliges Buch» hat Kurt Marti die Bibel ja einprägsam genannt. Unser Gewohntsein an eine bestimmte Bibelübersetzung wirkt da manchmal wie eine Monokultur. Der Zugang zu einem so bekannten Text wie Genesis 12 mit einer anderen Übersetzung oder dem Vergleich zwischen verschiedenen Bibelübersetzungen kann da sehr hilfreich sein. Gewohntes erhält einen neuen Klang. Dadurch öffnen sich Räume für das Verständnis des Textes. In den letzten Jahren sind ja viele neue Bibelübersetzungen erschienen, deren Reichtum noch lange nicht erschlossen ist. Die Unterlagen zum Bibelsonntag bieten eine Synopse von Gen 12,1–9 mit drei verschiedenen Übersetzungen und Anregungen zur Bibelarbeit damit. Eine besondere Erfahrung mit der Diversität von Bibeltexten und ihrer Auslegung lässt sich mit der Methode des Bibliologs machen. Die Unterlagen zum Bibelsonntag bieten einen Bibliolog zu Gen 12 als Predigtentwurf. Bei einem Bibliolog versetzen sich alle Teilnehmenden nacheinander in verschiedene Personen, die im Text vorkommen oder doch vorkommen könnten. Sie bringen ins Wort, was diese Figuren innerlich bewegt, und machen dadurch sicht- und hörbar, was bei den meisten Bibeltexten nicht beschrieben und ausgeführt ist. Die Texte lassen hier eine Leerstelle. Das Füllen dieser Leerstelle mit verschiedenen Möglichkeiten hilft dabei, die Texte besser zu verstehen. Oftmals macht eben der Ton die Musik eines Textes. Dadurch entsteht keine Eindeutigkeit, aber lebendige Vielfalt, Biodiversität. Das Judentum, in dessen Kontext der Bibliolog entstanden ist, hat dafür das Bild vom schwarzen und weissen Feuer geprägt, aus dem die Bibel besteht. Neben dem schwarzen Feuer der Buchstaben eben auch aus dem weissen Feuer des leeren Raumes dazwischen. Die Stimmen der Teilnehmenden am Biblilog bringen das weisse Feuer zum Leuchten. So wird das schwarze Feuer besser verstanden. Das Bild vom schwarzen und weissen Feuer macht noch einmal auf eine andere Art deutlich, dass die Bibel selbst eine dynamische Beziehung, ein grosses Gespräch ist. Sie ist ein Raum, in dem sich Verschiedenes, anderes, begegnen und sich miteinander auseinandersetzen kann. Sie ist ein Ringen um den gemeinsamen Weg von Menschen mit Gott. Im Ringen um diesen Weg verwirklicht sich Gottes Segen. Eine Religion, in der die Vielfalt des Ringens um den gemeinsamen Weg und in der die Vielfalt der Auslegung ihrer Heiligen Schriften ihren Platz hat und gewürdigt wird, eine solche Religion wird ein Segen sein – nach innen und nach aussen. Liu Xiaobos Traum von China lässt sich durchaus auch als Traum von Religionen und Kirchen der Zukunft träumen. Ob es dafür einmal den Friedensnobelpreis geben wird, ist nicht sicher. Aber auch nicht wichtig. Hoffnung ist die Überzeugung, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht, hat ja Vaclav Havel gesagt.

1 Die Unterlagen für den Bibelsonntag 2010 wurden im Juni an alle Pfarreien versandt. Weitere Unterlagen können zum Preis von 10 Franken bei der Bibelpastoralen Arbeitsstelle bestellt (Bederstrasse 76, 8002 Zürich, Telefon 044 205 99 60, Fax 044 201 43 07, E-Mail info@bibelwerk.ch oder unter www.bibelwerk. ch als pdf-Datei heruntergeladen werden (der Bibelsonntag findet sich unter «Wir beraten und informieren»).

2 Zitiert nach: Süddeutsche Zeitung vom 11. Oktober 2010, S. 11.

3 Ökumenische Unterlagen zum Bibelsonntag 2010, S. 13.

4 Ebd., S. 21 und 22.

5 Näheres, insbesondere eine deutsche Übersetzung des Dokumentes findet sich unter www.kairospalestine.ch.

6 www.zeltdervoelker.ch

7 www.biodiversitaet2010.ch

8 www.oeku.ch