Wir beraten

Kirche im Werden. Bibliodrama und Seelsorge   

Claudia Mennen und Peter Zürn, SKZ 9/2010

Menschen sind miteinander unterwegs und sprechen über wichtige Erfahrungen in ihrem Leben. Eine Person kommt dazu und stellt Fragen. Sie fragt genau nach, geht in die Tiefe, wird persönlich. Gemeinsam erinnern sie sich an biblische Erzählungen und Texte, die ihnen helfen, ihre Erfahrungen zu deuten. Das Gespräch wird immer verbindlicher und verbindender. In der Begegnung miteinander erfahren sie Gott als gegenwärtig. Sie sprechen miteinander über diese Gotteserfahrung. Das Erlebte motiviert sie dazu, mit anderen in Beziehung zu treten.
Kommt Ihnen diese Geschichte bekannt vor? Es ist die Beschreibung der Emmausgeschichte, die im Lukasevangelium erzählt wird (Lk 24,13–35). Für uns beschreibt sie ausserdem sehr schön, was wir in einem gelungenen Bibliodrama erleben dürfen: Lebensgeschichten und biblische Geschichten berühren sich. Glaubenserfahrungen werden gemacht und (mit-)geteilt. Menschen treten in Beziehung – im Spiel und im anschliessenden Glaubensgespräch.
Bibliodrama ist eine Form der erfahrungsbezogenen Bibelarbeit. Und Bibliodrama ist viel mehr als das. Bibliodrama ist Seelsorge, bietet Raum, um die eigene Berufung zu erneuern. Bibliodrama ist Kirche-im-Werden. Ein solch weites Verständnis von Bibliodrama prägt die Wislikofer Schule für Bibliodrama und Seelsorge (www.bibliodramaundseelsorge.ch). Benannt ist sie nach der Propstei Wislikofen im Aargau, wo sie zuhause ist. Ihre Mitglieder arbeiten in der Pfarreiseelsorge oder in unterschiedlichen kirchlichen Handlungsfeldern wie Spital, Bildung und Beratung.
Die Wislikofer Schule für Bibliodrama und Seelsorge möchte die Kirche in der Schweiz mitgestalten und ihre Kompetenzen verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von Seelsorgenden einbringen. Unsere drei zentralen Anliegen betreffen die Bereiche
1. Gemeindeentwicklung
2. Berufung erneuern
3. Erfahrungsbezogene Bibelarbeit
In einem Grundsatzpapier haben wir diese Anliegen näher beschrieben. Wir wollen sie in diesem Artikel ausführlich vorstellen und dabei jeweils von einem Bibeltext und einer Erfahrung im Bibliodrama zu diesem Text ausgehen.

1. Gemeindeentwicklung – Begegnung wagen
Der Bibeltext Num 13,25–14,11
Der Bibeltext erzählt von der Rückkehr der Kundschafter, die zur Erkundung des verheissenen Landes ausgeschickt wurden. Sie berichten Moses: «Wir kamen in das Land, in das du uns geschickt hast: Es ist wirklich ein Land, in dem Milch und Honig fliessen; das hier sind seine Früchte. Aber das Volk, das im Land wohnt, ist stark und die Städte sind befestigt und sehr gross …»
Einige der Kundschafter setzen falsche Gerüchte in Umlauf: «Das Land, das wir durchwandert und erkundet haben, ist ein Land, das seine Bewohner auffrisst; alle Leute, die wir dort gesehen haben, sind hochgewachsen. Sogar die Riesen haben wir dort gesehen (…). Wir kamen uns selbst klein wie Heuschrecken vor und auch ihnen erschienen wir so.»
Das löst beim Volk grosse Ängste und Widerstände aus: «Wären wir doch in Ägypten oder wenigstens hier in der Wüste gestorben! Warum nur will uns der Herr in jenes Land bringen? Etwa damit wir durch das Schwert umkommen und unsere Frauen und Kinder eine Beute der Feinde werden? Wäre es für uns nicht besser, nach Ägypten zurückzukehren? Und sie sagten zueinander: Wir wollen einen neuen Anführer wählen und nach Ägypten zurückkehren.»
Zwei der Kundschafter, Josua und Kaleb, lenken den Blick des Volkes auf Gott: «Wenn der Herr uns wohlgesinnt ist und uns in dieses Land bringt, dann schenkt er uns ein Land, in dem Milch und Honig fliessen. Lehnt euch nur nicht gegen den Herrn auf! Habt keine Angst vor den Leuten in jenem Land; sie werden unsere Beute. Ihr schützender Schatten ist von ihnen gewichen, denn der Herr ist mit uns. Habt keine Angst vor ihnen!»
Doch die ganze Gemeinde droht Mose und Aaron zu steinigen. Da erscheint der Glanz Gottes (bzw. die Herrlichkeit) am Offenbarungszelt allen Israeliten, und Gott spricht: «Wie lange verachtet mich dieses Volk noch, wie lange noch wollen sie nicht an mich glauben trotz all der Zeichen, die ich mitten unter ihnen vollbracht habe?»

1.1. Erfahrungen im Bibliodrama
Auf der einen Seite des Raumes liegt Ägypten und meine Sehnsucht zum Gewohnten, zum ganz gewöhnlichen Unbehagen zurückzukehren. Ein Ort, an dem zwar längst nicht alles möglich war, was ich mir vom Leben erträumte – aber das Wenige war wenigstens vertraut. Damit würde es schon gehen, es war ja immer schon so gegangen. Auf der anderen Seite liegt das verheissene Land, voller grosser und starker Menschen, vom Glanz Gottes beleuchtet. Mir wird klar, dass mich mein Weg mit Gott weiter in dieses Land führt – wenn ich denn meinem Weg und meinem Gott treu bleiben will. Und das löst Widerstand in mir aus, Angst. Angst vor dem Land und seinen Menschen. Ich sehe sie als Riesen und mich als Zwerg. Aus der Angst wird Gewalt geboren, nach aussen und nach innen. Von Bezwingen und Beute und Steinigen ist die Rede. So bin ich in der Mitte des Raumes und in meiner Mitte hin- und hergerissen zwischen Minderwertigkeitsgefühlen und Allmachtsphantasien.
Im Glaubensgespräch nach dem Spiel werden die Erfahrungen ausgetauscht. Es wird deutlich, dass die geschilderten Erfahrungen vielen kirchlichen Menschen heute vertraut sind: die Sehnsucht nach dem, wie es früher war, mit aller Verklärung der Vergangenheit; die Klarheit, mit der wir den Weg sehen, der ins Land der Freiheit führt; die Hindernisse ins Neue aufzubrechen: das Verstecken eigener Stärken und die Überforderung, wenn wir glauben, die Welt ganz alleine retten zu müssen.
In der Mitte des Raumes steht das Zelt der Begegnung und der Offenbarung. Menschen begegnen Gott und erzählen einander vorsichtig davon. Sie sind verbunden in der Sehnsucht, dem eigenen Weg und zugleich Gottes Weg zu trauen und treu zu bleiben. In Beziehung zueinander kommen sie dem verheissenen Land näher. Sie erkennen die Menschen dort als Teil von Gottes Verheissung.
Im anschliessenden Glaubensgespräch entdecken wir unsere Verbindung mit den Menschen, die die Geschichte von den Kundschaftern erzählt, aufgeschrieben, sich schon vor uns mit ihr auseinandergesetzt haben. Wir werden zu einer Gemeinschaft von Lebenden und von Toten. Wir erkennen uns als Kirche auf dem Weg in ein neues Land, in eine neue Form von Kirche. In der Begegnung mit den Menschen von heute wird sie Gestalt annehmen. Nur in der Begegnung mit Anderen kommen wir zu uns, in einer Begegnung auf Augenhöhe, ohne Angst und Gewalt.

1.2. Bibliodrama und Gemeindeentwicklung
In unseren Grundsätzen heisst es: Gemeinden möchten in die Tiefe und in die Breite wachsen. Dazu braucht es Kraft, Visionen, Begeisterung und verbindende Erfahrungen. In unserer Arbeit bringen wir drei Kraftquellen miteinander in Verbindung: die Heilige Schrift und die Tradition, die eigene Lebensgeschichte und die gesellschaftliche Situation, die Zeichen der Zeit.
Die Begegnung dieser drei Kraftquellen miteinander löst bei Einzelnen und bei Gruppen Veränderungs- und Wandlungsprozesse aus. Es verändert sich der Umgang mit dem göttlichen Geheimnis, der Umgang miteinander und der Umgang mit der Welt. Es wird klar, was wir als Gemeinde empfangen, was wir haben und was wir bereit sind zu geben.

2. Berufung erneuern – Mein Öl brennt nicht in deiner Lampe!
Der Bibeltext Mt 25,1–13
Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen ausser den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

2.1. Erfahrungen im Bibliodrama
Wir sind mitten im Spiel. Die Stimme war da: «Der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen.» Die Teilnehmenden in der Rolle der jungen Frauen wachen langsam auf, einige wecken sich gegenseitig. Tumult entsteht. «Meine Lampe ist ausgegangen, hast du Öl für mich?» «In meiner Lampe brennt nur noch ein ganz kleines Licht! Ob es reicht?» «Ich habe auch kein Öl mitgenommen, ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert.»
Da stehen sie nun, junge Frauen mit ausgelöschten, glimmenden oder brennenden Lampen, mit oder ohne Vorrat an Öl. Erschrecken, Hilflosigkeit auf den Gesichtern, bis eine sich traut: «Gibst du mir von deinem Öl?» Die Spannung steigt. Was wird die Antwort sein? Der biblische Text gibt eine klare Antwort: Wenn wir teilen, dann reicht es weder für uns noch für euch. Geht zu den Händlern! Im Spiel tönt das so: «Du kannst im Schein meiner Lampe mitgehen.» Das wird gerne angenommen. Allerdings bleibt der Zweifel: «Komme ich so in den Hochzeitssaal?» Schnell wird klar: Das entscheidet der Bräutigam, nicht die jungen Frauen.
Eine andere Reaktion lautet: «Mein Öl brennt nicht in deiner Lampe!» Das zu hören ist auch nicht angenehmer, als weggeschickt zu werden. Dennoch bleibt die Beschuldigung, du bist ein grosser Egoist, unausgesprochen. Das ist zu billig. «Mein Öl brennt nicht in deiner Lampe.» – diese Reaktion leuchtet ein.
Im Glaubensgespräch nach dem Spiel trennen sich die Geister ob der Erfahrung. Die einen sind bewegt und beeindruckt. Da gibt es etwas in meinem Innern, das nicht so einfach teilbar, mitteilbar ist. Etwas Unvertretbares, Unmittelbares, Persönliches. Mein Glaube, mein Vertrauen, meine Hoffnung. Dies will gepflegt werden wie eine Lampe, die auch dann noch leuchtet, wenn die Nacht lang ist und der Bräutigam lange nicht kommt.
Andere empören sich. Diese Parabel ist und bleibt schrecklich. Das ist Gericht. Da ist wenig von Gottes Barmherzigkeit zu spüren, wenn die Türe einfach zugeht und die anderen draussen stehen bleiben.
Eine merkt, dass sie gar keine Lust auf das Fest, bzw. den Bräutigam hatte. Die Sorge um die Lampe, um die Pfarrei beschäftigt sie tagtäglich ganz und gar. Und wieder jemand anderes sehnt sich immer neu nach diesem Fest und spürt: Wir sind noch nicht im Festsaal angelangt. Aber wir sehen schon die Lichter und hören die Musik (Ernesto Cardenal). Diesen Vorgeschmack mit anderen in der Gemeinde zu erleben, dafür lohnt sich die ganze Mühe.

2.2. Bibliodrama und Berufung
In unseren Grundsätzen heisst es: Die Umwälzungen in der pfarreilichen und gesamtkirchlichen Landschaft gehen an den Seelsorgenden nicht spurlos vorüber. Nicht wenige leiden an konflikthaften Situationen. Nicht wenige sind erschöpft und ausgebrannt. Viele sehnen sich nach nährenden Erfahrungen für ihre pastorale Identität und ihren Glauben. Die Wiederbelebung der eigenen Berufung ist ein zentrales Anliegen im Bibliodrama. «Wer bist Du?» und «Was bewegt dich?» sind die zwei Fragen, die auf den Grund der eigenen Existenz gehen. Sie führen in die Begegnung mit dem Geheimnis Gottes, so wie es im Raum des biblischen Textes und in der Rolle der Mitspielenden aufscheint.

3. Erfahrungsbezogene Bibelarbeit – Hier kannst du nicht in die Irre gehen!
Der Bibeltext Jer 35,1–10
Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, / die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, / jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, / die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, / die Pracht unseres Gottes.
Macht die erschlafften Hände wieder stark / und die wankenden Knie wieder fest!
Sagt den Verzagten: / Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! /
Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; / er selbst wird kommen und euch erretten.
Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, / auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, / die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor / und Bäche fliessen in der Steppe. Der glühende Sand wird zum Teich / und das durstige Land zu sprudelnden Quellen. An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern, / gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen. Eine Strasse wird es dort geben; / man nennt sie den Heiligen Weg. Kein Unreiner darf ihn betreten. / Er gehört dem, der auf ihm geht. / Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre. / Es wird keinen Löwen dort geben, / kein Raubtier betritt diesen Weg, keines von ihnen ist hier zu finden. / Dort gehen nur die Erlösten.
Die vom Herrn Befreiten kehren zurück / und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. / Wonne und Freude stellen sich ein, / Kummer und Seufzen entfliehen.

3.1. Erfahrungen im Bibliodrama
Im Raum wie in einem Halbkreis angeordnet gibt es die Wüste, die anfängt zu blühen und zu quellen; einen Ort, wo Blinde, Lahme, Taube und Stumme wohnen; Menschen mit erschlafften Händen und wankenden Knien und einen Ort für Schakale und Löwen und sonstige Raubtiere. In der Mitte des Raums ein Ort für die Stimme, die ruft: Habt Mut, fürchtet euch nicht: Seht da euer Gott! Dahinter entfaltet sich der Heilige Weg. Am Kopfende des Raums liegt Zion.
Eine Frau steht an der Schwelle zwischen Wüste und Heiligem Weg. Sie hat gehört, kein Unreiner darf diesen Weg betreten. Sie fragt sich, ob sie diesen Weg betreten darf. Sie entdeckt, dass sie zwar nicht rein ist im Sinne von schuldlos, aber doch viel mehr: Eine vom Herrn Befreite. In ihrer eigenen Sehnsucht nach Zion erkennt sie das Locken Adonais. Sie betritt nun den Heiligen Weg. Überraschenderweise dreht sie sich schnell um: den Rücken nach Zion gewendet und das Gesicht zu den Menschen ausgerichtet, die noch in der Wüste sind. Sie winkt die anderen, auch diesen Weg zu gehen. Die Leitung tritt hinzu und bemerkt: Geh getrost rückwärts – auf diesem Weg kannst du nicht mehr in die Irre gehen! Die Menschen, die in der Wüste bereits Quellen gefunden haben, spüren nun, dass das nicht alles ist. Sie erinnern sich an die Verheissung. Diese war fast vergessen gegangen. Jetzt erst öffnet sich eine ganz neue Perspektive auf einen Ort, wo Wonne und Freude sich einstellen und Kummer und Seufzen entfliehen.
Im Glaubensgespräch formuliert eine Teilnehmerin: «Ich war bei den verzagten Leuten mit schwankenden Knien. Dass Gott mitten in der Verzagtheit wirklich präsent ist, das habe ich zwar gewusst, aber noch nie so direkt erfahren.» Eine andere Teilnehmerin äussert: «Mir war wichtig, an den Heiligen Wind erinnert zu werden und an Zion. Ich wäre sonst in meiner blühende Wüste hängen geblieben. Hätte einen Garten angelegt und alles auf Hochglanz gebracht. Wäre sesshaft geworden. Aber Wüste ist immer noch Wüste, selbst, wenn sie blüht. Heimat – das ist da, wo sich die vom Herrn Befreiten sammeln.» Eine weitere Entdeckung zwischen Text und Lebensgeschichte: «Ich bin froh für diese grossen Bilder. Oft backe ich meine Hoffnungen zu klein. Ich nehme Mass an dem, was ich für realistisch halte. Wie gut, dass Jesaja den Mund so voll nimmt. Wie gut, dass wir in der Adventszeit uns an diesen grossen Bildern nähren dürfen. Im Dunstkreis dieser Bilder möchte ich Wurzeln schlagen.»

3.2. Bibliodrama und Bibelarbeit
In unseren Grundsätzen heisst es: Die Sehnsucht nach religiöser Erfahrung ist gross. Menschen möchten am eigenen Leibe erleben, was sie glaubend bezeugen. Sie möchten biblische Geschichten nicht nur kennen, sondern in ihnen wohnen. In unserer Arbeit öffnen wir Erfahrungsräume. Biblische Geschichten werden in einem Raum verortet, der von den Teilnehmenden leibhaft betreten wird. So begegne ich gläubigen und ungläubigen Menschen, Suchenden und Leidenden, Auferweckten und Geheilten und höre die Worte «Was willst du? Wen suchst du? Was glaubst du?» Meine Antworten verbinden sich mit den Antworten anderer. So entsteht und wächst Kirche.

3.3. Die Kirche in der Schweiz mitgestalten
Wir haben eingangs geschrieben: Die Wislikofer Schule für Bibliodrama und Seelsorge möchte die Kirche in der Schweiz mitgestalten und ihre Kompetenzen verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von Seelsorgenden einbringen. Wie kann das aussehen?
In den letzten Jahren haben Leiterinnen und Leiter der Wislikofer Schule an den Dekanatsfortbildungen verschiedener Bistümer mitgewirkt (Chur, Basel, St. Gallen). Sie haben zu den Themen der Fortbildungen biblische Workshops gestaltet (zur Berufungsgeschichte des Mose am brennenden Dornbusch [Ex 3], zur Berufung des Jeremia [Jer 1], zur Geschichte von Kain und Abel [Gen 4]). Dabei ist deutlich geworden: Bibliodrama ist mehr als erfahrungsbezogene Bibelarbeit. Bibliodrama ist Seelsorge – auch an Seelsorgenden. Und Bibliodrama ist Kirche-im-Werden.
Wir bieten den Verantwortlichen in Pastoral und Aus- und Weiterbildung an, mit Ihnen durch gemeinsame Veranstaltungen und Kurse an dieser Kirche zu bauen. Dieses Angebot gilt für alle Ebenen der pastoralen Praxis, von der Pfarrei bis zum Bistum und von Ehrenamtlichen bis zu hauptamtlichen Seelsorgenden.
Wenden Sie sich an die Kontaktpersonen aus dem Vorstand des Vereins Bibliodrama und Seelsorge. Sie finden die Adressen genau wie das Grundsatzpapier und weitere Informationen unter www.bibliodramaundseelsorge.ch

Dr. Claudia Mennen leitet das Bildungshaus Propstei Wislikofen sowie die Erwachsenenbildung der katholischen Kirche im Kanton Aargau.

Peter Zürn, Theologe und Familienmann, ist Fachmitarbeiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks in Zürich.

Buchveröffentlichung
«Geh in das Land, das ich dir zeigen werde.» Impulse aus dem Bibliodrama für Gruppen und Gemeinden. Hrsg. von Detlef Hecking, Claudia Mennen, Sabine Tscherner-Babl, Peter Zürn. (Schwabenverlag) Stuttgart 2008, 136 Seiten.
Dieses Praxisbuch wurde von Absolventen und Ausbildungsleiterinnen der Wislikofer Schule für Bibliodrama und Seelsorge geschrieben. Es enthält eine Sammlung von Elementen aus dem Bibliodrama, die auch ohne Bibliodramaausbildung umsetzbar sind – zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Gemeinde.

Der Kurs zum Buch
Gott erwarten – Der Kurs zum Buch – mit Weiterentwicklungen der bibliodramatischen Elemente – findet am 8. und 9. November 2010 in der Propstei Wislikofen statt. Bibliodramatische Elemente für die Gestaltung der Adventszeit in Gruppen und Gemeinden werden vorgestellt und eingeübt. Leitung: Claudia Mennen und Peter Zürn. Weitere Informationen und Anmeldung: Propstei Wislikofen, 5463 Wislikofen, Telefon 056 201 40 40, E-Mail infopropstei.ch, www.propstei.ch.

Kurs in Bibliodrama-Leitung
Religiöse Erfahrungsräume öffnen – Fünfte Ausbildung in Bibliodrama-Leitung 2010–2012:
Die Ausbildung vermittelt vielfältige Möglichkeiten der Glaubenskommunikation auf dem Hintergrund des Bibliodramas. Termine: 16. bis 19. August 2010 (Schnupperkurs/Einführungsmodul); 22. bis 25. November 2010, 28. Februar bis 3. März, 20. bis 23. Juni, 26. bis 29. September 2011 (Grundkurs); 16. bis 19. Januar, 11. bis 14. Juni 2012 (Aufbaukurs). VeranstalterInnen: Wislikofer Schule für Bibliodrama und Seelsorge und IFOK. Leitung: Nico Derksen, Claudia Mennen, Sabine Tscherner-Babl. Informationen: via E-Mail ifokunilu.ch

Die Bibliodrama-Thematik in der SKZ
Hildegard Aepli: Exerzitien mit Bibliodrama, in: SKZ 176 (2008), 807–809.
Claudia Mennen: Bibliodrama und Seelsorge, in: SKZ 173 (2005), 88–90.
Sabine Bieberstein: Rezension der oben erwähnten Buchveröffentlichung in: SKZ 177 (2009), 25.

Schweizerische Kirchenzeitung – 9/2010 – 4. März – 178. Jahrgang