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Entdeckungen in Kinderbibeln   

Zur Bibelarbeit in: Bibel heute plus 170 zum Thema «Sintflut»

Die untersuchen Kinderbibeln waren:
Rainer Oberthür, Die Bibel für Kinder und alle im Haus, Kösel Verlag 4. Aufl. 2006.
Gaby Scholz, Martina Mair, Geschichten aus der Arche Noah, Pattloch Verlag 2007.
Tim und Jenny Wood, Fran Thatcher, Noahs Arche. Ein Erlebnisbilderbuch, Brunnen Verlag 2. Aufl. 2000.
Ursel Scheffler, Betina Gotzen-Beek, Herders Kinderbibel, Herder Verlag 6. Aufl. 2001.
Kees de Kort, Das grosse Bibel-Bilderbuch, Deutsche Bibelgesellschaft 1998.
Diana Klöpper, Kerstin Schiffner, Gütersloher Erzählbibel, Gütersloher Verlagshaus 2004.

Dabei handelt es sich um zwei Bilderbücher (Scholz und Mair sowie Wood und Thatcher), die ausschliesslich die Sintflutgeschichte behandeln. Ausserdem um zwei umfassende Kinderbibeln (Scheffler-Gotzen-Beek und Oberthür) sowie um die Zusammenfassung aller 27 einzelnen biblischen Bilderbücher von Kees de Kort, so dass ebenfalls der gesamte Bogen des Alten und Neuen Testamentes erfasst wird.
Alle diese Bibeln sind auch für kleinere Kinder bereits verwendbar. Die Bibel von Rainer Oberthür richtet sich explizit an «alle im Haus» ist also eine eigentliche Familienbibel. Die Erzählbibel von Klöpper und Schiffner dagegen richtet sich eher an ältere Kinder oder Jugendliche.

Mit dem Bibeltext umgehen: Erster Schritt

Was wird gegenüber dem Bibeltext in der Kinderbibel weggelassen bzw. hinzugefügt? Was wird besonders betont?

Besonders deutlich ist der Befund, dass die Gebote und Regelungen, die nach der Sintflut das Weiterexistieren der Schöpfung realistisch ermöglichen sollen, in vielen Kinderbibeln einfach wegfallen. So bei Scholz und Mair, bei Wood und Thatcher, bei Scheffler-Gotzen-Beek und Oberthür sowie de Kort. Einzig Klöpper und Schiffner erzählen von diesen Regeln genauso ausführlich wie von den anderen Teilen der Geschichte. Darauf wird unten (bei 4.) noch zurück zu kommen sein.

Bei allen Kinderbibeln, die die Gebote am Schluss weglassen, übernimmt der Regenbogen die Funktion des Schlussakzents. Er beendet die Geschichte als Zeichen für Gottes bleibende Gegenwart. Bei Scheller und Gotzen-Beek ist Gottes Versprechen, nie mehr eine Sintflut zu schicken, allerdings Reaktion auf das Opfer, das die Menschen darbringen und die Dankbarkeit, die darin zum Ausdruck kommt.

Interessant ist auch der Blick darauf, wie die Kinderbibeln mit den Opfern der Flut umgehen. De Kort zeichnet ein Bild, auf dem den Menschen in der Stadt, neben der die Arche steht, das Wasser buchstäblich bis zum Hals geht.
In anderen Kinderbibeln werden die Opfer nicht erwähnt oder dargestellt. Bei Scholz und Mair werden sie sogar versachlicht: «eine Flut, in der alles Böse untergeht». Bei Wood und Thatcher gibt es ein Bild, auf dem eine kleine Arche auf einem grossen Meer schwimmt. Im Meer tummeln sich aber nur lustige Fische. Klöpper und Schiffner ersparen uns die Wahrnehmung der Opfer so wenig wie die Bibel es tut: «Alles, was auf der Erde atmete, starb: Menschen, Landtiere und Vögel.»

Als Täter kommen diese Menschen aber in den Blick. Die Einheitsübersetzung benennt das Verhalten der Menschen mit folgenden Ausdrücken: «Schlechtigkeit», «das Sinnen und Trachten des Herzens war böse», «alle Wesen aus Fleisch und Blut lebten verdorben». Am klarsten und konkretesten ist der Ausdruck: «die Erde war voller Gewalttat». Der Bibel geht es also um das Verhalten der Lebewesen anderen Lebewesen gegenüber. Was machen die Kinderbibeln daraus?
Am weitesten vom biblischen Befund entfernen sich Scheffler und Gotzen-Beek. Ihnen geht es um den Glauben der Menschen. Sie glaubten Noah nicht und die sie glauten nicht an Gott. Sie beteten nicht und sie opferten nicht. Sie führten ein gottloses Leben und dachten nur an sich und an ihr Vergnügen. Wood und Thatcher richten den Blick auf das Verhalten der Menschen untereinander, formulieren aber gar harmlos: Sie stritten miteinander, betrogen und belogen sich. Reicht das für eine Sintflut? Darf man Kindern nicht mehr zumuten? Ist das Miteinanderstreiten wirklich zu verwerfen und nicht besser auch nach der Sintflut noch zu erlernen?
Auch de Kort ist kein Freund des Streitens. Bei ihm machen die Menschen Gott keine Freude. «Sie streiten miteinander. Sie schlagen einander tot. Im zugehörigen Bild bringt er die Geschichte von Kann und Abel ins Spiel. Das entspricht der biblischen Rede von der Gewalttat. Aber warum Streit und Mord so eng miteinander verknüpfen?
Klöpper und Schiffner bleiben nahe beim biblischen Befund: Sie sprechen von Gewalt und Ungerechtigkeit. Indem sie Gott mit dem Eintreten für Gerechtigkeit und gerechte Beziehungen verbinden, verknüpfen sie die Sintflutgeschichte mit einem roten Faden, der sich durch die gesamte Bibel zieht.
Oberthür bleibt ganz nahe am biblischen Text und sagt klar: «Alles starb, was auf der Erde den Geist des lebens atmete».

Welche besonderen Akzente setzen die Kinderbibeln?
Scholz und Mair konzentrieren sich ganz auf die Gestalt von Noah und die Tiere. Seine Frau und Familie finden keine Erwähnung. Etwas überraschend taucht Noahs Familie am Schluss doch noch auf und schlägt den Bogen von der biblischen Geschichte zu den Leserinnen und Lesern heute. Eigentliches Zentrum des Buches sind die Geschichten, die während der Zeit auf der Arche von Noah erzählt werden. Als Reaktion auf verschiedene Situationen unter den Archebewohnern erinnert Noah biblische Geschichten und vergegenwärtigt biblische Gotteserfahrungen (s.u. 1.)
Im Zentrum der Kinderbibel von Wood und Thatcher steht die Ausstattung der Arche mit Proviant sowie menschlicher und tierischer Besatzung. Jedes der aufklappbaren Bilder ist gleichsam ein Suchspiel für zahllose Details.
In der Kinderbibel von Scheffler und Gotzen-Beek wird die Sintflutgeschichte durch die Überschrift «Noah baut eine Arche» eingeleitet. Der Blick auf Noah und seine Aktivitäten ist denn auch der wesentliche Akzent der Darstellung.
Oberthür unterscheidet klar zwischen zwei Schichten der Textüberlieferung. Er erzählt zwar die Geschichte fortlaufend, druckt aber die jahwistische Version kursiv, die priesterschriftliche normal. Er lädt dazu ein, die Geschichten miteinander und getrennt zu lesen und stellt Fragen, die helfen, die Unterschiede sichtbar zu machen. Das ist ausserodentlich gut gelungen. Dazu unten mehr unter 2. Sein zweiter Schwerpunkt liegt auf dem Gottesbild. Gott steht – entsprechend dem biblischen Befund eindeutig im Mittelpunkt der Erzählung. Oberthür macht deutlich, dass Gott bzw. das Gottesbild sich im Laufe der Erzählung ändert. Auch dazu unten mehr unter 3.

Mit dem Bibeltext umgehen: Zweiter Schritt

Eine Liste von Kriterien und Fragen

1. Die Geschichte im grösseren Zusammenhang

Sehr intensiv verbunden mit anderen biblischen Texten ist die Sintfluterzählung bei Scholz und Mair. Hier erzählt Noah während der Zeit auf der Arche biblische Geschichten, die jeweils auf die Situation in der Arche reagieren: die Schöpfungsgeschichte auf die Angst und Unsicherheit angesichts des fortdauernden Regens; die Geschichte von David und Goliat auf den Streit zwischen kleinen und grossen Tieren; die Geschichte vom Tanz um das goldene Kalb auf den Löwen, der glaubt, dass er als Chef die Flut hätte verhindern können; die Geschichte von Jona auf das Leiden an der Enge an Bord; die Geschichte von den Wachteln und dem Manna auf den zunehmenden Hunger und das schwindende Vertrauen.
Und am Ende der Sintflut wird die Rückkehr der Taube mit dem Zweig folgendermassen interpretiert: «Das heisst, dass Gott mit seiner Schöpfung Frieden geschlossen hat.»
Bei Wood und Thatcher wird anfangs die Schöpfungsgeschichte erwähnt, allerdings nur als Hintergrundsfolie um sagen zu können: «Aber das blieb nicht lange so». Ausserdem spricht hier Gott den merkwürdigen Satz: «Ich will noch einmal ganz vor vorn anfangen.» Davon ist in der Bibel überhaupt nicht die Rede. Das widerspricht völlig dem Ziel, auf das die biblische Geschichte zuläuft: das Zusammenleben von Menschen, Tieren und Gott auf eine andere Grundlage zu stellen, so dass die Schöpfung weitergehen kann.
Bei Scheffler und Gotzen-Beek stehen die einzelnen biblischen Geschichten ganz unverbunden nebeneinander. Von der Sintfluterzählung gibt es keinen Bezug zur Schöpfungserzählung.
Bei de Kort ist die Schöpfungserzählung in einer zentralen Formulierung in der Sintflutgeschichte präsent. So wiederholt nach der Sintflut Gott gegenüber Noah, seiner Familie und allen Tieren, was er in der Schöpfungserzählung sagte: «Vermehrt euch und breitet euch über die Erde aus.» Weiter entfaltet wird dieser Zusammenhang aber nicht.
Bei Klöpper und Schiffner wird der Zusammenhang zur Schöpfungsgeschichte am Anfang der Sintflutgeschichte hergestellt, als Gott bereut, dass er Menschen gemacht hat. Und nach der Flut werden «Gottes Versprechen und Gottes Regeln» auf vielerlei Weise mit der Schöpfungsgeschichte verbunden: Gott verspricht dem Erdboden, auf dem ein Fluch lastete, eine Zukunft; Gott wiederholt den Schöpfungssegen gegenüber Noahs Familie: «Erfüllt die Erde mit euren Nachkommen und lebt auf ihr»; Gott bestätigt seine Liebe gegenüber allem, was lebt, für alle Zukunft. Im Vorwort fassen fassen Klöpper und Schiffner die Bibel folgendermassen zusammen: «In der Bibel geht es um Beziehung – von Menschen untereinander, von Menschen zu Gott und von Gott zu den Menschen. Die Sintfutgeschichte beginnt mit gewaltsamem und ungerechtem Verhalten, endet mit Regeln für ein gerechteres Miteinander und dem Auftrag Gottes an die Menschen, alles Leben zu achten. Sie ist also geradezu ein Zentraltext für die biblische Botschaft.
Auch Oberthür macht in seiner engen Anlehnung an den Originaltext die Verbindung zur Schöpfungsgeschichte deutlich.
In der Einführung zu den beiden Versionen der Sintflutgeschichte weist er zurück auf die entsprechende Version der Schöpfungserzählungen. Dieser rückverweis fällt allerdings etwas knapp aus. Ausserdem erklärt er in der Einführung zu den Urgeschichten deren besonderen Charakter als «Urgeschichten vom Anfang zu Fragen, die niemals enden». Die Geschichten erzählen nicht von bestimmten Augenblicken in der Geschichte, sondern von dem, was bis heute geschieht, wenn Menschen zusammen sind. In den erläuternden Texten zur Sintflutgeschichte selbst konkretisiert er das, indem er die menschlichen Urängste in der Beziehung zur Natur thematisiert, die hinter der Erzählung stecken.

2. Die Mehrstimmigkeit der Bibeltexte

Wunderbar deutlich wird die Mehrstimmigkeit bei Oberthür (s.o.). Er druckt die jahwistische und die priesterschriftliche Version der Erzählung in verschiedenen Schriftbildern. Er weist ausserdem auf die vielfältigen Sintflutgeschichten in der Umwelt der Bibel hin und macht die Besonderheiten der biblischen Erzählung erkennbar. Fragen helfen dazu, die Unterschiede der beiden Fassungen zu erkennen und zu verstehen. Beim Blick auf die priesterschriftliche Version weist er auf Noahs unwirklich hohes Alter (600 Jahre) hin und deutet das so, dass es den Priestern nicht um einen bestimmten Menschen gehe, sondern um gerechte Menschen allgemein.
Klöpper und Schiffner schreiben: «Dann kam das Wasser: Regen von oben, aufsteifende Quellen von unten, wie lange es dauerte, weiss niemand mehr, vielleicht 40 Tage und Nächte, vielleicht 150 Tage.» So nehmen sie auf die unterschiedliche Überlieferungen der Geschichte Bezug.
In den anderen Kinderbibeln werden die unterschiedlichen biblischen Zeitangaben über die Dauer des Regens, das Anschwellen des Wassers und die Dauer der Flut (40 Tage und Näche, 150 Tage) entweder ganz weggelassen (Wood und Thatcher, de Kort) oder so harmonisiert, dass es 50 Tage und Nächte regnete und die Arche 150 Tage auf dem Wasser trieb (Scheffler und Gotzen-Beek).

3. Das Gottesbild

Die biblische Erzählung von der Sintflut zeigt ein dynamisches Gottesbild, einen Gott, der in intensiver Beziehung zu seiner Schöpfung steht, an ihr leidet und sie sogar bereut. Im Zentrum steht ein Gott, der sich ändert. Darin kommt das menschliche Ringen um Gott und die Vorstellung von Gott zum Ausdruck, um das Verhältnis zwischen dem strafenden und dem sich in Liebe zuwendenden Gott. Die Bibel legt ein klares Bekenntnis ab zum Gott der sich mit seiner Schöpfung verbindet. Die Sintflut ereignet sich nicht als Strafe für menschliches Verhalten (!!!), sondern weil Gott zunächst seine Schöpfung bereut. Sie endet auch nicht, weil Noah etwa besonders wohlgefällig lebt oder die Menschen nach Noah bessere Menschen zu sein versprechen, sondern weil Gott ein neues Verhältnis zu seiner Schöpfung gewinnt. Gott wandelt sich «vom utopischen Idealisten zum utopischen Realisten» (Baumgart).

Demgegenüber bleibt der Gott in der Kinderbibel von de Kort merkwürdig blass. Über die Verhältnisse in der Welt vor der Flut sind Noah und seine Frau traurig, von Gott ist keine Rede. Gottes Versprechen am Ende kommt aus heiterem Himmel. Man weiss nicht, was ihn dazu gebracht hat. «Habt keine Angst» ruft er den Menschen zu. Das ist aber beinahe unmöglich bei einem Gott, der so wenig von sich zeigt.
Ähnlich ist es bei Wood und Thatcher. Gott wirkt leicht naiv, wenn er zu Beginn noch einmal ganz von vorne beginnen will und am Ende ein Versprechen ablegt. Er wird noch auf die Welt kommen.
Bei Scheffler und Gotzen-Beck scheint es die Dankbarkeit der Menschen zu sein, die sich in einem Opfer ausdrückt, die Gott zu seinem Versprechen motiviert. Ist das eine Botschaft an die Kinder, die in dieser Bibel lesen? Bewahrt Dankbarkeit den Eltern gegenüber vor Strafen?
Das Gottesbild in der Kinderbibel von Scholz und Mair ist schon durch die Vielzahl von erzählten Geschichten vielfältig und mehrdimensional. Im Zentrum steht die Frage nach dem Vertrauen in die Beziehung zu diesem Gott. Als Antwort darauf werden Geschichten erinnert, die von Erfahrungen mit diesem Gott erzählen. Diese gilt es nicht zu vergessen. Und so ist auch der Regenbogen am Ende der Sintflutgeschichte das Zeichen dafür, dass Gott die Menschen nicht vergessen hat und sie (wieder einmal) retten wird.
Klöpper und Schiffner setzen sich intensiv mit verschiedenen Gottesbildern auseinander. Explizit wird Gott als «Vernichterin» benannt. Innere Bewegungen Gottes in der Beziehung zu seiner Schöpfung bekommen Raum. Am Ende gesteht Gott sich ein, dass sie Unrecht getan hat und sie blind vor Zorn war. Gottes Erneuerung des Schöpfungssegens und sein Versprechen hat Regeln für das Leben auf der Erde zur Folge. Ausdrücklich wird gesagt, dass Gott nie mehr die Erde zerstören wird, ob das aber auch für die Menschen gilt, bleibt als Frage im Raum stehen. Der Bogen in den Wolken ist gleichermassen Erinnerungszeichen für die Menschen wie für Gott. Mit einem solchen Gott lässt sich ringen und streiten, an ihm können sich Menschen orientieren. Hier ist eine Grundlage für eine starke und vertrauensvolle Beziehung gegeben.
Auch bei Oberthür steht Gott bzw. das Gottesbild im Zentrum. Er macht audrücklich klar, dass Gott sich im Laufe der Geschichte ändert und verweist gleichzeitig darauf, dass darin eine bessere Gotteskenntnis der Menschen zum Ausdruck kommt, die sich durch Erfahrungen herausbildet. Allerdings kommt dabei die Veränderung Gottes in der Beziehung zu seiner Schöpfung dann doch wieder etwas zu kurz. Entsprechend fehlen auch bei Oberthür die neuen, realistischeren Gebote nach der Sintflut (s.u.)

4. Die Gebote

Bereits oben erwähnt wurde ja der eindrucksvolle Befund, dass die meisten Kinderbibeln den Schluss der biblischen Sintflutgeschichte, die neuen Regeln für das Zusammenleben von Menschen und Tieren, komplett weglassen. Damit geht ein wesentlicher Aspekt der biblischen Geschichte komplett verloren. Was ändert sich denn durch die Sintflut? In der Bibel ist es Gott, der es bereut, dass er seine Schöpfung vernichten wollte und der sich neu und endgültig auf die Beziehung zu den Menschen verpflichtet. Und es sind die Regeln für das Zusammenleben, die auf realistische Weise das vorhandene Gewaltpotential eingrenzen und so die Schöpfung bewahren sollen. Es sind Regeln, die Grenzen setzen und die dem Leben dienen. Sich mit Regeln des Zusammenlebens auseinander zu setzen, das ist doch gerade für Kinder ein wesentliches und lebensnotwendiges Thema. Umso unverständlicher und erschreckender ist das Fehlen dieses Themas. In den Kinderbibeln kommt das Ende der Sintflut oft unvermittelt. Gott verspricht keine Sintflut mehr zu schicken und setzt dafür das Zeichen des Regenbogens. Gottes Versprechen hat keine Konsequenzen für Menschen, braucht gar keine zu haben. Hier gehen die Kinderbibeln weit am biblischen Realismus und an der biblischen Achtsamkeit für das Zusammenleben von Menschen vorbei und lassen eine wichtige Chance aus. Einziges Gegenbeispiel ist wiederum die Erzählbibel von Klöpper und Schiffner.

Von diesen beiden Autorinnen in Zusammenarbeit mit Johannes Taschner gibt es denn auch eine sehr empfehlenswerte Beurteilung von Kinderbibeln, die erschien, bevor sie ihre eigene Erzählbibel veröffentlichten.

Diana Klöpper, Kerstin Schiffner, Johannes Taschner (Hg.), Kinderbibeln – Bibel für die nächste Generation? Eine Entscheidungshilfe für alle, die mit Kindern Bibel lesen, Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2003.

Auch darin finden sich Kriterien für eine Qualitätsprüfung von Kinderbibeln und eine Empfehlungsliste (S. 25). Ausserdem einzelne Artikel verschiedener AutorInnen zu folgenden zentralen theologischen Themen:
Die Bibel als Erzählung und das Erzählen der Bibel (Reinmar Tschirch)
Zur Auswahl von Bibeltexten – zur Intertextualität der Bibel (Thomas Nauerth)
Geschlechterrollen in Kinderbibeln (Kerstin Schiffner)
Folgerungen aus dem jüdisch-christlichen Dialog für Kinderbibeln (Johannes Taschner)
Sexualität und Erotik in biblischen Geschichten für Kinder (Anneli Baum-Resch)
Die Vielfalt biblischen Redens von Gott am Beispiel der Urgeschichte (mit einer längeren Auseinandersetzung mit dem Gottesbild in der Sintflutgeschichte) (Diana Klöpper)
Zum Bild von Maria in der Verkündigungsgeschichte (Kerstin Schiffner)

Peter Zürn