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Karin Klemm: Bibelarbeit mit bibliodramatischen Elementen zu Gen 21,1-21   

Ökumenische Unterlagen zum Bibelsonntag 2005

(Lt = Leitung; Tn = Teilnehmende)

Einführung

Die Geschichte von Hagar, Sara und Abraham mit ihren Söhnen Ismael und Isaak ist eine Geschichte von den schwierigen Wegen zur persönlichen Verheissung. Es ist eine Dreiecksgeschichte und am Ende vieler Dreiecksgeschichten – damals wie heute – wird eine in die Wüste geschickt, so geschieht es auch Hagar. Täter und Opfer scheinen leicht auszumachen, aber das Leben ist oft komplizierter – damals wie heute. Auf je unterschiedliche Weise machen sich alle drei schuldig, tragen alle drei Verantwortung für ihren Lebensweg und ihre persönliche Verheissung darin.
Die Bibelarbeit schafft Raum dafür, sich in die Menschen der biblischen Geschichte einzufühlen, ihre Erfahrungen mit eigenen Lebenserfahrungen zu verknüpfen.

1. Schritt: Spürarbeit
(Dauer ca. 15 Minuten)
Eine Annäherung an Erfahrungen, die im Text beschrieben werden. Im Raum werden drei Orte gekennzeichnet:

A Der Ort der Angst, durch einen anderen Menschen etwas kostbares zu verlieren – schwarzes Tuch

B Der Ort des Ja-sagens, an dem Verantwortung übernommen wird – blaues Tuch

C Der Ort an dem Menschen eine Verheissung bekommen und damit leben – Kerze, Brot und Wasser

Die Lt gestaltet diese drei Orte im Raum und benennt sie mit den Erfahrungen. Sie lädt die Tn ein, sich nacheinander allen drei Orten zu nähern, dort zu verweilen, nachzuspüren, ob eigene Erinnerungen und Gefühle wachgerufen werden, diese innerlich festzuhalten (oder auf Kärtchen zu schreiben) und weiterzugehen....
Es findet kein Austausch darüber statt.

2. Schritt: Textarbeit
(ca. 30 Minuten)
Der Text(Gen 21,1–21)wird vorgelesen. Leitfragen für das Gespräch:
- Wo bleibst du hängen?
- Was hörst du gerne, was ärgert dich?
- Mit welchen Personen bist du besonders beschäftigt?
- Welche Fragen werden bei dir geweckt?

Die Lt bleibt aufmerksam für das, was von den Teilnehmenden als wichtig erachtet wird und auch für das, was zum Text gehört aber der Aufmerksamkeit verloren geht. Sie bleibt aufmerksam für die unterschiedlichen Verheissungen und für die Versuchung, sie zu werten und gegeneinander auszuspielen.

3. Schritt: Einladung zur Identifikation mit Sara, Abraham und Hagar (ca. 30 Minuten)

Wiederum werden drei Orte im Raum gekennzeichnet und benannt:

Sara: glücklich über ihren Sohn, lachend
und voller Angst, ihr Glück zu verlieren

Hagar: vom Tode bedroht, ihr Sohn noch mehr
beide vertrieben, dann gerettet und mit einer Verheissung beschenkt

Abraham: folgsamer Ehemann, unterwürfiger Gottgläubiger
verstehender Familienvater, der sieht, dass es eng wird für beide Söhne
vertrauend in Gott, der zu seinen Verheissungen steht

Die Teilnehmenden werden eingeladen, sich allen drei Orten zu nähern, zu spüren, wer dieser drei Menschen in ihnen etwas zum Klingen bringt, welcher Aspekt der Person ihnen besonders nahe kommt und sich dann für einen Ort, eine Person zu entscheiden. Wer ist mir im Moment am Nächsten? Wenn alle Teilnehmenden ihren Platz eingenommen haben,
sollen die Saras, die Hagars und die Abrahams unter sich ins Gespräch kommen.
Leitfragen: Wie erlebe ich als Sara, Hagar, Abraham meine Situation? Was macht mir besonders Mühe, wo liegt meine Perspektive? Wie fühlt sich meine Verheissung an? .....

Danach, immer noch am Ort der Saras, Abrahams und Hagars, kommen die drei Gruppen weiterhin in ihren Rollen als Sara, Hagar und Abraham miteinander ins Gespräch. Die Lt moderiert.

Abschluss (5 Minuten)
Alle sitzen oder stehen in einem Kreis
Stille
Anschliessend Würdigung der Enttäuschungen,
des Vertrauens und der Verheissung
in einer Meditation oder in einem Gebet

Beispiel:

Geheimnis unseres Lebens
Du bist der Gott unserer Verheissungen
du siehst wo es eng wird
nicht lebbar sein kann
Du siehst die Schuld, die wir uns aufladen mit unseren Grenzen

Du bist über all unseren Grenzen
du bist innerhalb und ausserhalb
siehst unsere Zukunft
unseren Weg mit Dir
so unterschiedlich
fast nicht zu erkennen als Weg zu dir
und doch
kommst du uns entgegen
Amen.